Uriel

Samstag, 27. Januar 2007

Vorher - Nachher

Nach einer gründlichen Revision des ersten Beitrages von Uriel, der mit der Endevion, habe ich diesen überarbeiteten und bin momentan sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Kommentare hierzu sind erwünscht, hoffe mich verbessert zu haben, ich habe auf jedenfall den Eindruck:

"14. Dezember, 2610

„Paris, Frankreich.
Das Uriel - Kraftwerk „Alpha“ nimmt heute seinen Betrieb auf.
Das Kraftwerk, dass das erste seiner Art ist, wird mit einem Energieoutput von 228 Milliarden kWh pro Jahr ein Siebtel des Energiebedarfes Frankreichs abdecken und vorerst ein Jahr zur Probe arbeiten. Die Energiequelle des Kraftwerks ist die vor 6 Jahren im Weltall entdeckte Substanz Uriel, die mithilfe von Venturi-Düsen in einen Unterdruck versetzt und somit entzündet wird. Uriel verbrennt fast rückstandsfrei, die wenigen Rückstände die übrig bleiben sind nicht umweltbedenklich, versichert U.E. Nature. Sollte sich das Kraftwerk bewähren, werden in den nächsten Jahren weltweit weitere gebaut werden, die den zukünftigen Energiebedarf der Menschheit decken und jegliche Sorgen über mögliche Energieprobleme ausräumen werden.“

Nachrichtenmeldung des U.I.N.

18. November, 2679

Die Endevion lag in einer orbitalen Entfernung von 616 km vom Planeten Alypo entfernt.
Aus dieser Entfernung konnte man gut die gräuliche Oberfläche von Alypo erkennen, der mit einem Durchmesser von 13.401 km etwas größer als die Erde war. Obwohl die Menschen des 27. Jahrhunderts die Technologie des „Terra Forming“, der Umwandlung einer menschenfeindlichen Planetenatmosphäre in eine menschenfreundliche, kannten, war Alypo keiner dieser umgewandelten Planeten. Sauerstoff war bloß zu 0,3% als Spurengas vorhanden, den Hauptteil der Atmosphäre bildeten mit 80% Stickoxide und Schwefeldioxide. Alypo war ein Industrieplanet, dessen Industrie sich auf den Bau von United Earth, kurz U.E., Raumschiffen konzentriert hatte. Die 3,2 Millionen Einwohner des Planeten arbeiteten fast alle ausnahmslos am Erbau von Raumschiffen, die Planung selbst fand auf der Erde oder in weiteren Weltraumkolonien der Menschheit statt.
Die Menschen auf Alypo schützten sich vor der giftigen Atmosphäre mit sogenannten „Gaia-Sphären“; riesigen Kuppeln, die mit technischen Systemen im Inneren die Erdatmosphäre simulierten und so ein Überleben in dieser feindlichen und harschen Umgebung sicherstellten.
Eine der größten Kuppeln, mit einem Durchmesser von 20 km, die „Hellespont Kuppel“, konnte man gut aus dem Orbit des Planeten aus als kleinen Lichtpunkt auf der ansonst trostlosen grau Oberfläche des Planeten erkennen.
Es war Tag für Hellespont und die Tag-Nacht Grenze konnte von der Position der Endevion aus beobachtet werden, wie sie in einem 19,5 Stundenrythmus ihre Weltumrundung durchführte.
Das neuste Projekt des Planeten Alypo, das U.E. Experimentalraumschiff Endevion, schwebte stolz in dessen Umlaufbahn.
Geplant und gebaut wurde die Endevion von dem Konzern Stellar Solutions Industrys, SSI. Die Planung nahm 2 Jahre in Anspruch, der ausführende Bau kostete nochmals 2 Jahre Zeit, aufgrund der besonderen Länge der Endevion.
Diese beanschlagte mit 2 km Gesamtlänge einen Aufwand, den noch kein Raumschiffbauer zuvor bewältigen musste. Normale Raumschiffe der Erde waren mit einer Durchschnittslänge von 80 Metern bereits materialintensiv herzustellen und wirkten neben der Endevion wie Mücken, die blutgierig einen Elefanten umkreisten.
Die noch nicht mit Farbe und Hintergrundstrahlung - adsorbierendem Lack bestrichene metallene Oberfläche glänzte im Scheinwerferlicht zahlreicher Raumschiffe, die sich um die Endevion scharten.
Autarken Minirobotern umrundeten die Endevion und kontrollierte jede Stelle genauestens nach. Verbogene Hüllenteile wurden mittels Elektromagnetfeldern zurechtgebogen, matte Metallteile noch auf Hochglanz poliert mit einem Nanosandgebläse, dass die raue Metalloberfläche glatt polierte, und hie und da wurde bereits eine 5 mm dicke Lackschicht gegen Hintergrundstrahlung aufgesprüht, jedoch nur bei sensiblen Bereichen, wie der Brücke des Raumschiffes. Als sensibel galten alle Bereiche, in denen sich Menschen regelmäßig aufhielten, was „mehr als 7 Stunden/Tag“ bedeutete. Der Schwarm an Minirobotern drehte, sich selbst steuernd, seine Runden um die Endevion, sie dabei mit starken Scheinwerfern beleuchtend. Der dunkle Hintergrund der „Ewigen Leere“, wie der Weltraum heutzutage gern von Menschen genannt wurde, die noch immer keinen Kontakt zu außerirdischen Spezies finden konnte, lieferte beinahe den Eindruck, als würden in der hauseigenen, ewigen Dunkelheit der Tiefsee biolumineszierende Putzerfische einen gigantischen Aal putzen.
Dieser Aal hier trug jedoch die 20 Meter große, weiße Aufschrift „U.E. Endevion“ und hatte 5 Milliarden Terra gekostet, der Währungseinheit der geeinten Erde.
Es war 14:20 Uhr Globaler Standardzeit, kurz GS, als das Antriebssystem der Endevion zur Vorerwärmung bereits im Leerlauf aktiviert wurde.
Um Punkt 15:00 Uhr GS sollte der Stapellauf des Raumschiffes erfolgen.
Spöttische Beobachter, so wie der Kapitän der Endevion, der deutsche Wilhelm Thobaldsen, scherzten jedoch, dass man hier ruhig „Stapelschuss“ sagen könnte. Immerhin erinnerte die Endevion in ihrer gesamten Pracht gesehen stark an einen Pfeil, der aus einem straff gespannten Bogen geschossen werden würde.
Der Bug der Endevion war wie ein Pfeilkopf geformt, jedoch nicht um Windwiderstände zu minimieren; Widerstände, die es sowieso nicht im Weltraum gab. So wie alles auf der Endevion, wurde auch der Bug mit Uriel – Energie versorgt, jedoch mussten die Rückstände des Uriels irgendwohin ausgeblasen werden. Um zu verhindern, die Oberfläche des eigenen Raumschiffes mit Urielrückständen zu verschmutzen oder um gar sensible Bereiche damit zu verstopfen, war der Bug eines jeden neueren U.E. Raumschiffmodells auf diese Art und Weise geformt. Die Rückstände wurde an der Spitze des Pfeilkopfes gesammelt, bevor sie über interne Druckleitungen entlang der äußeren Kanten des Pfeilkopfes schließlich an deren Enden ausgeblasen wurden, wobei die Kanten ein gutes Stück plus einem errechneten Sicherheitsabstand für Kurvenflüge über den hinteren Rest eines jeden Raumschiffes hinwegragten.
Der Bug der Endevion war durch eine kurze und dicke, kastenförmige Verbindung mit dem eigentlichen Hauptteil des Raumschiffes verbunden. Durch diese Verbindungsstelle liefen Energieversorgungsleitungen, sowie weitere Leitungen für interne Kommunikation oder zur Aufrechterhaltung eines für Menschen geeigneten Biosystems an Bord des Raumschiffes.
Den Hauptteil des Raumschiffes machte jedoch das Antriebssystem aus.
Der nach Einstein benannte Antrieb "Albert" erstreckte sich auf diesem länglichen Gebiet am Schaft des imaginären Pfeils und war der derzeitige Stolz der Wissenschaft.
In Form von kugelförmigen Segmenten, die durch metallene Streben miteinander verbunden waren und so den Vergleich eines mechanischen Bienenstocks nahe legten, erstreckte sich der Antrieb über eine Gesamtlänge von 1,52 km.
Jedes Kugelsegment, jede "Bienenwabe", diente dem Antrieb; durch die Synergie der einzelnen, ebenfalls mit Uriel-Energie gespeisten Elemente sollte das hochgesteckte Ziel der annähernden Lichtgeschwindigkeit erreicht werden.
Die Endevion war das erste Raumschiff der Menschheit, dass eine realistische Chance hatte, fast Lichtgeschwindigkeit zu erreichen.
Aufgrund des erwarteten Effektes der Massevergrößerung nach Einstein beim Flug mit 99,9L, der 99,9%igen Lichtgeschwindigkeit, war die Endevion im Gegensatz zu normalen U.E. Raumschiffen sehr stabil und eher wuchtig gebaut worden, fand Thobaldsen, wobei ihm sicher jeder Wissenschaftler recht gegeben hätte. Normale Raumschiffe mussten im Weltraum kaum Druckbelastungen aushalten und wirkten eher wie grazile Grashüpfer im Vergleich zur Endevion, die wie eine schwer gepanzerte Libelle wirkte.
Dafür fehlten jedoch Ahsura, Automated Humanoid Support & Risk Applications, bei der Endevion gänzlich.
Diese, in allen möglichen Formen hergestellten, Roboter waren trotz ihres Namens nicht von menschenähnlicher Gestalt. Das, worin diese Roboter menschlich sein sollten, war ihre künstliche Intelligenz, die sie auf äußere und innere Einflüsse und Störung des Betriebs eines Raumschiffes selbstständig und korrekt reagieren lassen sollte. So gehörten zum Beispiel zur Aufgabe dieser Roboter die Vernichtung herannahender, im Weltall treibender Felsbrocken, äußere Blackbox-Datenaufzeichnung, das automatische Verschließen von Lecks in der Hülle eines Raumschiffes, das Besprühen mit Kühlwasser von hochsensiblen und leicht entflammbaren Teilen eines Raumschiffes und vieles mehr, für das Menschen einfach nicht mehr einsetzbar waren, oder die Ahsura das viel effektiver erledigen konnten.
Somit hatte jedes U.E. Raumschiff viele kleine und größere, automatisierte Roboter um sich schweben, die verschiedenste Aufgaben erledigten oder, für den Fall das es nicht zu tun gab, sich an die Oberfläche anhafteten und in Ruhestellung übergingen.
Zu jedem Ahsura – System gehörte ebenfalls ein Kontrollprogramm namens DAI – Digital Ahsura Intelligence.
Doch nicht einmal das wies die Endevion auf. Keine Ahsura hätte ein DAI sinnlos gemacht und kein Ashura kann mit 99,9L schritthalten, was wiederum die Ahsura für die Endevion sinnlos machten.
Man hatte noch keine Lösung für dieses Problem gefunden, jedoch wurde eine sehr sichere Flugroute ausgewählt. Zwischen Alypo, dem Startpunkt des Endevionfluges, und dem Mars, dem Ziel der Endevion, existierten keine Gaswolken, Feinpartikelgürtel und selbst Meteore ließen sich auf dieser Route sehr selten blicken. Die Route wurde freigeräumt von jeglichen U.E. Flugverkehr und Thobaldsen fühlte sich sicher, mehr oder minder blind zu fliegen, sich nur auf Leitstrahlen des U.I.N., Universal Information Network, zu verlassen, dass neben einer riesigen Datenbank auch noch weitere Aufgaben übernahm wie Flugroutenberechnung und –leitung, sowie unter anderem Beobachtung von Gletscherschmelzen, als auch Wetteranalyse der Erde und menschlicher Kolonien.
Es ging auf 14:35 GS zu, als Thobaldsen auf dem in die Kontrollkonsole vor ihm eingelassenen Touchscreen wie erwartet eine Reihe von roten Lichtpunkten langsam ins Grüne wechseln sah. Die einzelnen Miniroboter, die die Endevion kontrollierten, gaben ihr OK für einen Flug und zogen sich der Reihe nach zu ihren Mutterraumschiffen zurück.
Weiter draußen im Weltall zogen militärische U.E. Raumschiffe ihre Runden, um potentielle Angreifer rechtzeitig abzuwehren. Zwar kannte die Menschheit keine außerirdischen Rassen und die Erde war im 27. Jahrhundert in einem Zustand der friedlichen Koexistenz, dennoch wollte man auf Nummer sicher gehen. Besser gut aufgepasst als einen 5 Milliarden Terra - Trümmerhaufen vor Alypo berichten zu müssen, nur, weil 2 Militärraumschiffe gefehlt hatten. Wie erwartet war jedoch nichts in Sicht, las Thobaldsen auf seiner Konsole den Bericht eines Offiziers, der inoffiziell beigefügt hatte, dass er sich köstlich langweilte und weiter unten im Text darüber sinnierte, ob so eine Wortkonstruktion wie „köstlich langweilen“ überhaupt Sinn mache. Eine P.S. – Fußzeile enthielt die Bitte, diese Teile des Berichtes unter 4 Augen zu belassen, vielen Dank auch.
"U.E. Endevion, hier Hellespont, bitte melden." erklang eine Frauenstimme aus den Lautsprechern auf der Brücke der Endevion, als zur gleichen Zeit ein weißer Ring auf dem blauen Hintergrund des Touchscreens erschien; das Zeichen, dass ein eingehender Funkspruch eintraf.
Thobaldsen drückte in die Mitte des Kreises, der sich daraufhin füllte, um anzuzeigen, dass die Kommunikation nun in beide Richtungen offen sei.
Er erwiderte mit "Hier U.E. Endevion, Kapitän Thobaldsen. Sicherheitscode Centi 369-ida".
„Verifiziert“, kam die prompte Antwort, „Sicherheitscode Omega-Alpha 100-2“
„Verifiziert. Guten Tag, Alypo“ sagte Thobaldsen zufrieden darüber mit den Sicherheitscodes durch zu sein.
„Also wirklich“ schien die Frau auf Alypo seine Gedanken zu lesen, „wer denkt sich denn nur solche Sicherheitscode aus? Als ob alles, was geheimnisvoll ist, mit griechischen Buchstaben belegt sein muss.“
„Die Griechen waren nun mal ein geheimnisvolles Volk“ antwortete ihr Thobaldsen.
„Wieso das? Da finde ich das alte Ägypten mit seinen Pharaonen viel geheimnisvoller“
„Nun“ sagte Thobaldsen lächelnd, „bis jetzt weiß noch niemand, wie sie 2010 die Fußball-Weltmeisterschaft gewinnen konnten“.
„Wie schon“ sagte die Frau, „sie haben wohl damals am besten Fußball gespielt“
„Entschuldigen Sie bitte, wenn ich das jetzt sagen muss, aber Sie kennen sich wirklich nicht mit antikem Fußball aus, oder?“ grinste Thobaldsen.
„Nein, und es interessiert mich auch nicht“ kam eine kühle Antwort. Thobaldsen machte sich kurze Sorgen, ob er die Frau in der Hellespont – Kuppel verärgert haben konnte, obwohl er eigentlich nur die angespannte Stimmung etwas aufheitern wollte.
"Wie sieht’s bei euch da oben denn aus?" fuhr die Frauenstimme fort, unbeeindruckt von einem runden Leder.
Thobaldsen atmete erleichtert aus, als er "Sehr gut. Alle Systeme arbeiten einwandfrei und sind in Bestform. Unser Baby strahlt in Hochglanz und mein Kaffee hat gerade die richtige Trinktemperatur erreicht. Und bei euch da unten? Hat sich der Sturm schon gelegt, den wir von hier aus sehen können?" antwortete.
Weitere Kontrolllichter schalteten auf grün und gaben immer mehr OK’s für den Start der Endevion frei.
Die Frauenstimme lachte kurz und unnatürlich, offensichtlich, um die angespannte Lage des Experiments zu überschatten, und berichtete von einem düsteren Horizont außerhalb der Hellespont Kuppel und gelegentlichen, harmlosen Einschlägen von Steinen auf der Kuppeloberfläche.
"Sie sollten sich wirklich keine Sorgen um uns machen, Thobaldsen," fuhr die Frauenstimme fort, "schauen Sie lieber, dass der Flug gut gelingt und Sie mir pünktlich beim Mars ankommen!".
"Als ob ich viel machen müsste, außer aufzupassen, dass kein Kaffee in die Konsolen geschüttet wird und einen Kurzschluss verursacht" spottete dieser daraufhin, etwas in seiner Kapitänsehre verletzt. Es war ihm zwar verständlich, dass man bei einem Experimentalflug soviel wie möglich automatisiert erledigt haben wollte um menschliches Versagen gleich von vorhinein auszuschließen, doch Thobaldsen fragte sich ernsthaft, ob die Wissenschaftler schon daran gedacht hätten, wer, wenn nicht Menschen, die automatisierten Kurse dann eingegeben hätte. Viel logischer erschien ihm jedoch das Argument, dass man noch keine Erfahrungen mit dem Flug bei solchen Geschwindigkeiten hatte und die Steuerung des Raumschiffes durch einen Menschen eventuell schlimme Folgen haben könnte.
Eine kurze Verzögerung bei der Antwort der Frau folgte, als diese Thobaldsen mit "Reden Sie mir bloß keine weiteren paranoiden Gedanken ein. Ich habe schon von unerwarteten Ereignissen, die unser Experiment fehlschlagen lassen, geträumt" aus seinem Gedankengang riss.
"Zum Beispiel?" wollte Thobaldsen wissen, als er auf einem zweiten Touchscreen Messwerte über Druck- und Temperatur in den Uriel-Reaktoren der Endevion überflog.
"Heuschrecken" kam eine leicht zögerliche Antwort von Alypo.
Thobaldsen sah von den Messwerten auf und blickte aus der Fensterfront des Buges, das gähnende schwarze Leere zeigte, die mit einigen Lichtpunkten gesprenkelt war.
"Heuschrecken?" sagte er, ein Lachen verkneifend.
"Ja, Heuschrecken. Es war ein Traum, da muss nichts einen Sinn ergeben. Die Heuschrecken fraßen die Hülle der Endevion auf und haben das Raumschiff nackt hinterlassen"
"Ich hoffe nur das und nicht auch noch die Crew" grinste Thobaldsen vor sich hin, als ein U.E. Raumschiff an der Fensterfront vorbeizog und Scheinwerfer Thobaldsen blendeten.
"Sehr witzig, machen Sie sich nur lustig über meinen Traum" antwortete ihm die Frau.
"Entschuldigung, das wollte ich nicht" versuchte Thobaldsen die Frau zu beschwichtigen. Er war sich bewusst, dass alle, die an diesem Projekt mitgearbeitet hatten, derzeit sehr nervös sein mussten. Jahrelange Planung, Verhandlungen und schließlich die ausführende Arbeit selbst, der Bau der Endevion, mündeten nun in diesen kurzen Zeitpunkt des Starts des Raumschiffes, der rund 2,5 Stunden später bei der Ankunft in der Nähe des Mars zeigen würde, ob all die beteiligten Personen nur einem Gespenst hinterhergejagt hatten oder den großen Coup landen würden.
"Keine Rede. Tun Sie mir nur den Gefallen und tanzen Sie mit mir, wenn die Feier auf dem Mond stattfinden soll"
"Ich fühle mich geschmeichelt" entfuhr es Thobaldsen eher ungewollt.
"Das meinte ich doch nicht so," sagte die Frauenstimme leicht erbost, "rein formal, Sie wissen schon. Zur Feier des Anlasses, dass alles gut gelaufen ist."
"Natürlich, ich wollte Sie nur etwas aufziehen“ versuchte er sich herauszuwinden, „Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte, außer Heuschrecken?"
"Nein, Sie Scherzkeks."
"Na dann, ich sehe es ist bereits 14:47 Uhr. Wir werden jetzt langsam los müssen und die Umlaufbahn verlassen, bevor es losgeht. Bis bald, auf dem Mond. Endevion out"
"Hellespont out" endete die Übertragung über Extralink, dem Standard - Weltraumkommunikationssystem des 27. Jahrhunderts.
Thobaldsen entfernte sich von der Kontrollkonsole, da mittlerweile alle ehemals roten Punkte grün aufleuchteten und militärische Raumschiffe noch immer keine Besonderheiten meldeten, nicht einmal mehr sprachwissenschaftliche. Er setzte sich in den für ihn reservierten Stuhl, der über kleinere Steuerkonsolen verfügte, die direkt mit dem bioquantenmechanischen Computer der Endevion verbunden war.
Thobaldsen war der einzige Mensch auf der Brücke, der Rest der Crew befand sich in "Albert". In jedem Kugelsegment musste sich ein Mitarbeiter befinden, der den Fluss des Uriel sowie dessen Temperatur- und Druckentwicklung zu überwachen hatte. Ein paar Ausfälle einiger Kugelsegmente waren drin. Würden jedoch zu viele ausfallen, könnte man den Rekord an Geschwindigkeit getrost vergessen und hätte Milliarden Terra verschwendet.
Nahe an der Endevion liegende Raumschiffe entfernten sich auf den Sicherheitsabstand von 20.000 Kilometer und Photokameras, Videogeräte und Holographrekorder wurden gezückt, um diesen denkwürdigen Moment festzuhalten.
Es schlug 15:00 Uhr.
Thobaldsen kontrollierte noch einmal alle zusammengefassten Messdaten und sah überall ein OK für den Start. „Albert“ hatte die richtige Vortemperatur zur Zündung des Uriel erreicht und war betriebsbereit. Durch einen Knopfdruck wurden 20 Kugelsegmente aktiviert, woraufhin das Uriel in einem Röhrensystem in Bewegung geriet und durch die darübergelagerten, mit Wasser durchströmten Venturidüsen ein Unterdruck im Uriel erzeugt wurde. Sekunden später entzündete sich die undefinierbar aus dem Inneren heraus grün leuchtende, zähflüssige Substanz Uriel und die Kugelsegmente erzeugten einen Schub, der die Endevion mit 0,0001L langsam aber sicher aus der Umlaufbahn von Alypo brachte.
Da der Computer die gesamte Steuerung des Kurses zum Startpunkt nun übernahm, konnte Thobaldsen nichts weiter tun, als entspannt in seinem Stuhl zu sitzen, seinen Kaffee zu trinken und das vorbeiziehende Sternenmeer zu beobachten.
Die Endevion hinterließ bei ihrem Weg zum Startpunkt eine kaum sichtbare, dunkelgrüne Spur an ausgestoßenem Uriel, dass im Weltall trieb. Die Kanten des Pfeilkopfes und die hinterste Kugelsegmente schimmerten grünlich, da im Moment nur sie mit Energie durchflossen waren und arbeiteten.
Als das Raumschiff schließlich bei der Startposition ankam, wartete der Computer auf den letzten Startbefehl von Thobaldsen, der es nun in der Hand hatte, den Experimentalflug noch abzubrechen. Thobaldsen sah keinen Grund hierfür, der Computer zeigte überall grünes Licht an, also aktivierte er per Stimme und einem weiteren Sicherheitscode das Programm „Einstein“, dass den Flug von Alypo bis zum Mars steuerte.
Der Rest der Kugelsegmente begannen ebenfalls leicht grünlich zu leuchten, als immer mehr Uriel verbrannt wurde und die daraus resultierenden Energiepotentialunterschiede die Endevion zuerst langsam und dann immer schneller nach vorne drückten.
Mehrere Raumschiffe und automatisierte U.I.N. – Kameramodule folgten der Endevion noch so lange sie dies konnten, einerseits zur abschließenden Kontrolle, andererseits um wichtige Daten für eine spätere Analyse und Berichterstattung zu sammeln.
Bei der bisherigen Maximalgeschwindigkeit von 14L verloren die mitfliegenden Raumschiff die Endevion jedoch Stück um Stück und konnten schlussendlich nur noch dessen Heck hinterhersehen, als die Endevion in den Fernen der „Ewigen Leere“ verschwand.
Die berechnete Flugzeit ergab sich zu 2 Stunden, 34 Minuten und 8 Sekunden.
Das Abbremsmanöver müsste bei Neptun eingeleitet werden, wo die Endevion aus 99,9L gehen und ihre Bremstriebwerke auf voller Leistung aktivieren, sowie ein Viertel der Kugelsegmente auf Gegentrieb umschalten musste. Die restlichen drei Viertel der Kugelsegmente sollte dann abgeschalten werden.
2 Stunden, 34 Minuten und 8 Sekunden später, in der Nähe des Mars, erwarteten Hunderte von schaulustigen Raumschiffen die Ankunft der Endevion. Unter ihnen waren zivile, als auch U.I.N. Raumschiffe, wissenschaftliche Raumschiffe, Schulklassen die Raumschiffe gemietet hatten und natürlich militärische Raumschiffen, die dafür sorgten, dass die 20 km Kugel im Raum frei blieb, damit die Endevion in diesem kugelförmigen Gebiet sicher zum Stillstand kommen konnte. Gelegentliche Überschreitungsversuche dieser Kugelzone wurden mit einem „Sie wurden von einem Waffensystem eines U.E. Raumschiffes erfasst. Bitte warten Sie auf weitere Anweisungen und verhalten Sie sich bis dahin ruhig“ beantwortet.
2 Stunden, 34 Minuten und 8 Sekunden später klaffte jedoch ein Endevion großes Loch in dieser Kugel.
Das Raumschiff blieb aus und selbst auf Langstreckensendern konnte das Raumschiff nirgendwo ausgemacht werden. Nach der derzeitigen Erkenntnis der U.E. Weltraumüberwachung befand sich die Endevion nicht einmal ansatzweise in der Nähe des Erdsonnensystems.
Es würde wohl doch etwas länger dauernd, waren sich viele Leute sicher. Immerhin war es ein Experimentalflug, da war es verständlich, wenn Berechnungen über Flugzeiten noch nicht so genau waren. Aus dieser anfänglichen Gewissheit wurde immer mehr eine bangende Hoffnung, als Minute um Minute verstrich, in der sich U.E. Wissenschaftler ratlos ansahen, da man die Endevion noch immer nirgends finden konnte und bereits wütende Wirtschaftsmogule darüber fluchten, nie wieder Geld in Hirngespinste investieren zu wollen.
35 Minuten und 2 Sekunden nach der errechneten Ankunftszeit hatten viele zivile Raumschiffe bereits keine Lust mehr zu warten und ignorierten die Drohung der U.E. Militärraumschiffe nicht durch die freigeräumte Kugelzone zu fliegen. Diese war immerhin eine nette Abkürzung zurück zum Mars, anstatt noch einen langweiligen Bogen um dieses Sperrgebiet fliegen zu müssen. Außerdem würden Menschen nicht auf andere Menschen schießen, das ergab keinen Sinn für die Menschheit des 27. Jahrhunderts.
Was sollte schon groß passieren, fragten sich viele zivile Raumschiffe, die nun langsam in die Sperrzone strömten und sich daran machten nach Hause zu fliegen, die Endevion war nicht einmal im Sonnensystem zu finden. Selbst wenn man sie jetzt beim Neptun sehen würde, bräuchte das Abbremsmanöver noch mehr als 20 Minuten, bevor die Endevion hier ankommen würde. Zeit genug, um sich wieder aus der Sperrzone zurückzuziehen.
35 Minuten und 3 Sekunden nach errechneter Ankunftszeit war der Aufenthaltsort der Endevion bekannt.
Der pfeilförmige Bug der Endevion steckte in einem großen zivilen Kreuzfahrtfrachter inmitten der Sperrzone und wies schwere Beschädigungen an der gesamten Hülle auf, vermutlich durch die enorme Wucht, mit der der Bug in das Raumschiff eingeschlagen sein musste.
Zu diesem Zeitpunkt konnte jedoch noch niemand an Theorien denken, da alles in Sekundenbruchteilen passierte. Vor einer Sekunde war noch keine Spur der Endevion zu sehen, nun drohte der Bug des Raumschiffes einen zivilen Transporter zu zerreißen und hatte bereits weit über 800 Menschen das Leben gekostet.
Viel mehr Zeit zum Überlegen oder der Ausbreitung von Panik blieb den schockierten Menschen auf den anderen U.E. Raumschiffen in der Sperrzone auch nicht als sie das getroffene U.E. Raumschiff sahen, da wenige Sekunden später eine Art grüner Feuerregen auf die Sperrzone einprasselte. Für die, die dort waren, sah es ungefähr so aus, wie der in der Bibel beschrieben Feuerregen Gottes auf Sodom und Gomorrha, jedoch nur in grün. Grüne Linien schossen aus einer Richtung des Weltraums in Richtung Sperrzone und trafen viele Raumschiffe dort, die teilweise bloß mit abgerissenen Steuerteilen, zerfetzten Ahsura oder sonstigen Lackbeschädigungen davonkamen, jedoch explodierten manche auch beim Aufprall des grünen Terrors.
Der Schauer-Regen dauerte noch weitere 13 Minuten an, bevor er endlich aufhörte und über 130 teils schwer beschädigte Raumschiffe und mehr als 5.000 Tote zurückließ.
Erste Analysen zeigten, dass es sich bei dem grünen Elementen, die mit dem Raumschiffen kollidierten, wohl um Teile des Antriebssystems „Albert“ gehandelt haben musste, das offenbar irgendwann auseinandergebrochen war. Der Bug war beim ersten Augenschein großteils unversehrt, obwohl die Kanten des Pfeilkopfes mehr oder minder fast aufgesprengt wirkten und der Bug in einem Weltraumkreuzer steckte. So, wie es aussah, konnte man nur schlussfolgern, dass die Endevion nie oder zu spät abgebremst hatte. Obwohl die Messwerte etwas anderes sagten, dass die Wissenschaftler jedoch nicht glauben wollten. Solche Messergebnisse konnten einfach nicht stimmen, dafür war die Endevion nicht einmal konstruiert worden.
Eine Anzeige auf einer Konsole in einem wissenschaftlichen Raumschiffe, das verschont geblieben war, zeigte die errechnete Geschwindigkeit der angekommenen Trümmerteile.
„169,8% Lichtgeschwindigkeit“ stand in grünen Buchstaben auf der Anzeige."

Montag, 22. Januar 2007

Die Messe

Donnerstag, 23. November

Als Jerom Mubahna von seinem Hohen Priester den Auftrag erhielt, die Totenwache für die Opfer der Endevionkatastrophe auf der Reperaturstation abzuhalten, fühlte er sich geehrt und dankte Gott für diese Möglichkeit mit einem Gebet über die Erneuerung.
Der Hohe Priester hatte ihm mitgeteilt, dass die Kirche im Zuge dieses Unglücks einen besonderen Repräsentanten schicken sollte, und als Jerom demütig meinte, er sei nicht besonders und der Ehre nicht würdig, hatte ihn der Hohe Priester freundlich angelächelt und meinte „Mein Sohn, für Gott sind alle Menschen besonders. Außerdem bist du schwarz.“
Außerdem bist du schwarz...
Jerom, ein hochgewachsener und muskulöser Afrikaner aus Ughanda, wusste zwar, dass der Hohe Priester diese Bemerkung nicht böse gemeint hatte, dennoch lag sie ihm wie unverdautes Fleisch im Magen.
Die Church of Gods Children hatte sich Ende der 60er Jahre des 24. Jahrhunderts erst langsam und unter Mühe entwickelt, als nach langen Verhandlungen die Christen und Juden eine einheitliche Religion anstrebten. Der Gedanke zu dieser Bewegung war simpel: Es gibt nur einen Gott, und wenn Christen und Juden nur an einen Gott glaubten, wieso sollten es unterschiedliche Gottheiten sein? Wieso sollte eine dieser Religion unrecht haben, wenn sie doch so viele Menschen bewegt und sie diese Religion für die absolute Wahrheit hielten? Es musste der selbe Gott sein, war das Ergebnis der Gespräche, die in die Schaffung des Chuda, einer Mischung christlicher und jüdischer Lehren, mündete.
20 Jahre später schlossen sich auch die Muslime dieser Religion an, was zur Geburt der Church of Gods Children führte. Es war kein leichter Prozess gewesen und es gab Anfangs natürlich Schwierigkeiten diesbezüglich, interne Konflikte und Meinungsverschiedenheiten zur Richtung der Religion, doch schließlich etablierte sie sich doch als große Weltreligion unter dem einen, wahren Gott.
Die Erinnerungen an Geschichtsfakten beruhigten Jeroms Gewissen nur leicht, da Afrika zwar christliche und muslimische Zentren hatte, diese jedoch mehr oder minder aufgezwungen wurden in der Vergangenheit, vor allem im 20. Jahrhundert im Zuge der Imperialismusses der europäischen Staaten. Die Naturreligionen der Afrikaner wurden sukzessive immer weiter verdrängt und heute kann man noch froh sein, wenn jemand in irgendeinem afrikanischen Staat noch eine Ahnung hiervon hat und nicht Religionsgeschichte studiert hat.
Dieser Umstand machte Jerom, so dachte er, in den Augen des Hohen Priesters und wohl auch in der Welt, zu etwas Besonderem. Ein Afrikaner, der die Gemeinschaftsreligion der ehemaligen Christen, Juden und Muslime angenommen hatte, Religionen, die nichts mit dem Kontinent Afrika an sich zu tun gehabt hatten.
Jerom konzentrierte sich jedoch jetzt auf die ihm bevorstehende Aufgabe.
Die letzten Wissenschaftler zur Untersuchung der Endevion waren vor Kurzem eingetroffen und nun wurde die Totenwache abgehalten. Es stand jedem frei zu kommen und Jerom sah erfreut in viele Gesichter in der provisorisch eingerichteten Kirche, eigentlich ein 50 m² Raum auf der Reperaturstation im Orbit des Marses, die ihrerseits gespannt zu ihm blickten oder in Gespräche untereinander verwickelt waren.
Jerom sah an sich herab und erblickte zum Glück keinen Fleck auf der schneeweißen Robe, die mit gelben Seitenstreifen verziert war und das heilige Symbol der Religion, den Kreis der Ewigkeit, trug.
Er klopfte vorsichtig mit einem kleinen, goldenen Apfel, dem alten Symbol für Herrschaft und Macht, auf das metallene Pult vor ihm und der dumpfe Klang der beiden aufeinanderschlagenden Metalle ließ die Besucher vollends verstummen und in gebannter Höflichkeit zu Jerom heraufblicken, der auf einem kleinen erhöhten Podest stand, eine symbolsiche Zwischenstufe zur Nähe zu Gott.
„Ich begrüße alle Anwesenden und freue mich über das zahlreiche Erscheinen an diesem frühen Donnerstagmorgen“ sagte er mit fester Stimme.
Er ruhte seine Hände auf einem Buch, dass vor ihm auf dem Pult lag, und sah mit festen Augen in die Augen der Anwesenden.
„Ich bin mir sicher, dass vielen hier der Unfall, wegen dessen wir hier sind, schwer ans Herzen geht und sie werden sich vielleicht fragen, im Glauben erschüttert, wieso Gott so etwas zulassen kann, da Gott doch gütig und gnädig sein soll? Nun, diese Frage ist eine schwierige Frage und hierzu möchte ich ein besonderes Buch heranziehen, dass das Wesen Gottes beschreibt und versucht, dies den Menschen näher zu bringen“
Jerom schlug das alte Buch vor sich auf und hob eine Hand, für gesteigerte Aufmerksamkeit der Zuhörenden.
„Das Sohar beschreibt Gott, sein Wesen und die Auswirkungen für uns Menschen diesbezüglich. Da Sie sicher noch viel Arbeit vor sich haben und mir mitgeteilt wurde, dass aufgrund eines strikten Zeitplans meine Predigt prägnant ausgefüllt sein soll, möchte ich Ihnen keine Textpassagen vorlesen, sondern zum Kern des Sohars kommen. Der Mensch wird Gott niemals verstehen können, da Gott übermächtig ist und sein Geist unendlich. Der begrenzte menschliche Geist ist nicht in der Lage, das Denken und Handeln Gottes nachzuvollziehen und es ist nur schädlich, sich solchen Gedanken hinzugeben. Weinet nicht ob der seltsam anmutenden Tragödie, die wie ein willkürlicher Akt des Einen Wahren anmuten musst, sondern frohlocket ob dessen, dass wir alle Teil und Zeuge des göttlichen Planes sind. Ich kann Ihnen keine Antwort liefern, wieso die Endevion auf diese Art und Weise ein Teil von Seinem Plan wurde, doch ich kann Ihnen versichern, dass Er in weiser Vorraussicht gehandelt hat, mit dem Ziel, uns alle zur Erleuchtung und schließlich zum göttlichen Reich zu führen. Auch hier bestätigt uns das Sohar in unserem Glauben, da es in 4 Teile geteilt ist, dessen Anfangsbuchstaben das Wort Pardes ergeben. Dies ist das hebräische Wort für Obstgarten, für unser Paradies, aus dem wir einst vertrieben wurden und in das wir am Tage des Jüngsten Gerichtes zurückkehren werden.“
Jerom legte eine kurze Atempause ein und nahm einen Schluck Wasser, aus dem bereitgestellten Glas auf seinem Pult. Er hob demonstrativ die Hände gen Himmel, auch wenn dieser nun von einer Metalldecke blockiert war und streng genommen seine Hände in Richtung Marsoberfläche zeigten, zum Boden hin, und fuhr fort:
„Wir möchten Gott bitten, dass er uns unsere Sünden vergibt und uns in sein himmlisches Reich aufnehmen wird. Wir hoffen, dass die Seelen der Verstorbenen bereits bei Ihm im Paradies walten und die Tragödie Endevion bereits längst vergessen haben, sich labend an den göttlichen Wundern und umsorgt von 40 Huris. Wir bitten Gott, uns Einsicht in den Verlauf des Geschehens zu gewähren und der menschlichen Zivilisation noch weiters treu zu sein“
Jerom senkte seine Arme und stützte sich auf dem Pult ab, nun mit einem etwas mahnender Blick in die Menge schauend.
„Wir als Menschen, als Abkömmlige des Einen, müssen uns auch Gewahr werden, dass die Religion die einzige Erlösung sein kann für uns. Wir vergessen allzuoft im Taumel und Wahne der Wissenschaft, woher wir gekommen sind und wohin wir eigentlich gehen. Man kann Gottes Reich nicht mit einem Raumtransporter erreichen, noch kann man Gott berechnen oder wissenschaftlich erklären. Trotz all ihrer Vorzüge ist die Wissenschaft doch sündenbehaftet und unvollkommen und nur der Glaube ist rein und der einzige Weg in Sein Pardes, das Paradies der Menschen, wo wir von allen Sünden freigesprochen werden, jeder von uns. Lasset uns beten und nicht vergessen, was wir sind und wohin wir gehen. Amen.“
„Amen“ erwiderten die meisten Leute im Chor und senkten ihr Haupt zum Gebet.
„Vater unser, dein ist das Reich und die Ewigkeit. Dein Wille Geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden. Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen, dein Reich komme, dein Wille geschehe, deine Pracht erstrahle und deine Namen werden gerufen, wir beten zu dir, ehre uns mit deiner Weisheit. Amen“ beendete Jerom das Gebet.
„Amen“ erfolgte ein erneuter, etwas trägerer Chor.
Das Ganze hatte bloß 20 Minuten gedauert und dennoch war Jerom zufrieden mit sich selbst und der Messe.
„Die Messe ist hiermit beendet, ich danke für das zahlreiche Interesse und freue mich darauf, sie bald wieder zu sehen. Gehet dahin, meine Kinder“ beendete Jerom die Messe und zog sich zurück in den für ihn zugewiesenen Privatraum an der Hinterseite der provisorischen Kirche.
Er würde dort einige Zeit nach der Messe ausharren, falls noch Jünger Rat und Hilfe in weltlichen Dingen oder gar göttlichen Fragen hätten.

Sonntag, 21. Januar 2007

Anflug an die Endevion

Mittwoch, 22. November

Zwei Tage nach Ljiljanas Krankenhausaufenthalt war sie bereits wieder entlassen worden und befand sich nun auf einem S.S.S.I. - Transportschiff.
Das Unternehmen S.S.S.I., Hauptverantwortlicher beim Bau der Endevion, hatte sich zur umfassenden Zusammenarbeit bei der Aufklärung dieser Tragödie bereiterklärt und stellte den Forschern, Wissenschaftlern und untersuchenden Behörden allerlei Material zur Verfügung.
Ljiljana lehnte sich entspannt in dem gut gepolsterten Sitz des Transportschiffs zurück und warf gelegentlich einen Blick aus dem Fenster, hinein in das nackte Weltall um sie herum.
Obwohl ihr die Schwärze, gefüllt mit zufällig angeordneten Lichtpunkten, oft ein behagliches Gefühl der vollkommenen Ruhe gegeben hatte, betrachtete sie die Umgebung nun sichtlich nervöser.
Sie wusste, dass das U.I.N. Nichts von einem fremden Raumschiff nahe dem Intercity berichtet hatte und sonst wollte auch niemand etwas davon wissen. Dennoch war sie sich sicher, tief in ihrem Inneren, dass sie es gesehen hatte, selbst, wenn es nur Halluzinationen gewesen sein sollten. Leicht unsicher und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch starrte sie in die nun bedrohlich wirkende Schwärze und sie fragte sich, ob und welche Gefahren dort draußen auf die Menschheit lauern könnten.
Als ob Marek, der neben ihr saß, ihre Gedanken lesen konnte, legte er seine Hand auf die ihre, was Ljiljana ein warmes und angenehmes Gefühl gab.
Mit einem aufgesetzten Lächeln drehte sie sich zu ihm, als er gerade fragte „Alles in Ordnung?“.
Sie bejahte mit einem Nicken.
„Mach dir keine Sorgen, das ist nicht mein erster Weltraumflug, weißt du“ versuchte sie ihn zu beruhigen.
„Das meinte ich nicht“ sagte Marek und gestikulierte nach Worten suchend mit seiner freien Hand, „Du warst doch ziemlich aufgeregt im Krankenhaus. Die Sache mit dem fremden Raumschiff?“
Ljiljana zog ihre Hand unter Mareks Hand weg und verschränkte die Arme, als sie wieder aus dem Fenster blickte und mehr zu sich selbst sagte „Ich weiß, was ich gesehen habe“, jedoch war sie sich sicher, dass Marek es auch gehört hatte. Ihr behagte der Gedanke nicht, dass ihr niemand glauben schenkte. Noch schlimmer war für sie jedoch der Gedanke, dass sie unrecht haben könnte; das wirklich etwas mit ihrem neuralen System nicht stimmen würde. Eine Krankheit, für die die Menschheit des 27. Jhd. trotz aller medizinischer Fortschritte keine Lösung kannten.
Bevor Marek noch etwas erwidern konnte, unterbrach eine Lautsprecherdurchsage seinen vermeintlichen Gedankengang, was Ljiljana für den Moment sehr recht war. Sie wollte derzeit nicht weiter in der Thematik herumstochern und sich auf die bevorstehende Untersuchung der Endevion-Trümmer konzentrieren.
„Wir werden in wenigen Minuten die Sperrzone um den Mars erreichen. Wenn Sie einen Vorabblick auf den Bug der Endevion werfen wollen, bitten wir sie, in ungefähr 8 Minuten aus der linken Fensterseite zu sehen. Vielen Dank.“
Da Ljiljana und Marek durch die Verspätung mit dem Intercityunfall bloß zu zweit waren auf diesem Flug, begrüßte sie die Durchsage als kleine Abwechslung zu Gesprächen mit Marek, die ihrerseits nur mit Anschweigen gegenüber Marek unterbrochen wurden.
Sie wusste nicht genau wie, doch Marek hatte es geschafft, auch zur Untersuchung der Endevion mitkommen zu dürfen. Er müsste sich wohl ordentlich bei Vossler eingeschleimt haben.
„Hast du die Endevion vor ihrem Pionierflug schon einmal live gesehen?“ durchbrach Marek die erneute Stille nach der Durchsage.
„Nein, du?“ fragte Ljiljana, sich zu Marek wendend.
„Ja!“ lächelte dieser, „es war ein atemberaubender Anblick. Stell dir vor, ein von Menschenhand gebautes Raumschiff, fast 2 Kilometer lang. Sowas hast du noch nie gesehen, ein unglaublicher Anblick!“
„Das klingt wirklich überaus interessant“ lächelte Ljiljana, deren Ingenieurinstinkte durch Mareks Beschreibung geweckt wurden. „Wir müssten den Bug auch gleich sehen, nicht?“ fügte sie schließlich nach einer kleinen Pause an und blickte erneut gespannt aus dem Fenster.
Ihre Aufregung wuchs ins unermessliche, als sich langsam eine riesige Struktur in ihr Sichtfeld schob.
Die Spitze des pfeilförmigen Buges ragte aus einer röhrenförmigen Einrichtung, einer mobilen Orbitalraumschiffstation, hervor und wurde von endlosen Scheinwerfern der Station beleuchtet. Von hier aus wirkte der Bug wie eine abgebrochene Pfeilspitze, die in einem Türrahmen steckengeblieben war. Der archaische Anblick, verbunden mit Ljiljana Wissen über die enorme technischen Leistung des „Albert“-Antriebs, erzeugte das Gefühl einer Ekstase bestehen aus Zahlen und physikalischen Theoremen in ihr. Zufrieden und wie ein kleines Kind starrte sie auf das riesige Erdbeereis im Weltraum und konnte kaum erwarten, es intellektuell und wissenschaftlich aufzuschlecken.
„Und hier beginnt der unrühmliche Teil“ flüsterte Marek neben Ljiljana sitzend, als das Transportschiff eine Kurve flog und die ehemlige Verbindung zum Antriebssystem ins Blickfeld kam.
Das Geflecht aus Gängen, Röhren, Stahlträgern und Leitungen war an einer Stelle komplett zerfetzt und es hatte fast den Anschein, als hätte eine göttliche Hand das Raumschiff auseinandergerissen. Was mit dem Antrieb passiert war, konnte Ljiljana nur ahnen. Laut Berichten kam dieser stückweise an, schwer beschädigt oder gar teilweise so deformiert, dass man nicht mehr wusste, ob dieses Element tatsächlich ein Teil der Endevion gewesen war.
„Hm“ überlegte sie und drehte sich nachdenklich zu Marek, „es sieht fast so aus, als hätte es das Antriebssystem zerrissen und der Bug wäre abgesprengt worden, dort, an der Verbindungstelle. Was meinst du?“
Marek stütze sein Kinn in seine linke Hand und nickte daraufhin kurz.
„Möglich“ sagte er schließlich, „aber lass uns nicht schon jetzt spekulieren. Sehen wir uns zuerst die Teile an“
„Ich kann es kaum noch erwarten“ grinste Ljiljana ihn im Ingenieurtaumel an.

Donnerstag, 18. Januar 2007

Im Krankenhaus

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„...Was?“ sagte Ljiljana vorsichtig und öffnete langsam Ihre Augen.
Über sich erblickte sie eine kahle und weiße Decke. In Ihre Nasen trat der typische Geruch von Medizin und Hygiene, die Ljiljana sofort klar werden ließ, dass Sie sich in einem Krankenhaus befinden musste.
Was war eigentlich nocheinmal genau passiert?
Der Intercity-Zug, genau!
Ljiljana richtete sich auf und sah sich im Zimmer um.
Die Geräuschquelle konnte rasch identifiziert werden als ein holographisches Fernsehgerät, auf dem gerade Werbespot nach Werbespot abgespielt wurde. Neben Ljiljana stand ein Bett, dass von einem Mann belegt war, dessen linker Arm in einer Zellregenerationsröhre steckte.
Er beobachtete gebannt die Werbespots, Ljiljana vermutete aufgrund des Mangels an anderer Unterhaltung in einem Krankenhaus, und schenkte der gerade aufgewachte Frau neben ihm keine Beachtung.
Das war Ljiljana recht, da sie sich zuerst mit sich selbst beschäftigen wollte. Aus der standardmäßig neben jedem Bett stehenden, rollbaren Schränkchen entnahm sie einen Spiegel und erblickte zum Glück ein noch recht gutes, intaktes Gesicht. Ihr brünnetes langes Haar hing ihr bis über die Schulter offen herab und stahlblaue Augen mussterten ein Gesicht, dass schon einmal besser ausgesehen hatte. Ljiljana improvisierte und knotete ihre Haare zu einem einfachem Zopf, der vorläufig halten würde.
Sie warf kurz einen Blick auf das Fernsehgerät, dass gerade von Potenzmitteln schwärmte, und entschloss sich dann dazu, den Rufknopf für die Schwester zu drücken.

Nach einem 20 minütigen Gespräche mit dem behandelnden Arzt brachte Ljiljana soviel in Erfahrung, wie ein normalsterblicher Mensch verstehen konnte. Sie hatte keine allzuschweren Schäden davongetragen, der Schädelbruch war wieder rasch geheilt, ebenso der Milzriss. Offenbar stand die Fluchtkapsel bereits in Flammen, als Ljiljana sich rauskatapultiert hatte, woraufhin die Fallschirme langsam abgefackelt waren und die letzten 4 Meter ihrer Notlandung eher unsanft vor sich gingen, was die schwereren Verletzungen erklärt.
Der Arzt verschrieb ihr ein sanftes Kopfschmerzmittel und versicherte ihr, dass sie sich bald wieder auf dem Damm fühlen würde. Damit verließ er sie bereits wieder und widmete sich dem nächsten Patienten auf seiner Liste.
Marek, der bereits gespannt vor der Tür gewartet hatte, durfte nun endlich zu Ljiljana und umarmte sie zuerst vorsichtig.
„Geht es dir gut?!“ erkundigte er sich rührend.
„Ja, danke der Nachfrage Marek. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr erschreckt.“
„Und wie du das hast! Es hätte ja etwas viel Schlimmeres passieren können!“ entfuhr es ihm.
Ljiljana nickte bejahend.
„Durchaus, aber zum Glück ist es das nicht. Du, sag, was mich mehr interessiert, weiß man schon, woher das Raumschiff kam?“
Marek sah Ljiljana kurz verwirrt an, sah dann zum Fenster heraus, sah noch einmal verwirrt zu Ljiljana und fragte schließlich „Wovon redest du?“
„Von dem Raumschiff Marek! Das auf den Intercity gefeuert hat!“ betonte Ljiljana energisch.
„Ich weiß nicht, wovon du redest. Vielleicht sollte sich der Arzt noch einmal deinen Kopf ansehen...“ erwiderte Marek voller Sorge.
„Nein...ich mein...da war ein Raumschiff, ich bin mir ganz sicher. Es wurde sogar abgeschossen! Du kannst mir nicht erzählen, dass der Absturz eines fremden Raumschiffes nahe Ljubljana nicht bemerkt werden kann? Marek!“
„Tut mir leid, ich weiß nicht wovon du sprichst. Das Gebiet ist abgesperrt wegen der Bergungs- und Aufräumarbeiten, aber von einem Raumschiff hat niemand etwas gehört oder gesehen. Wenn du mir nicht glaubst, check doch selbst das U.I.N.“
Ljiljana drehte sich daraufhin verwirrt zu einer Konsole neben sich um, die jedem Patienten als Miniunterhaltungsgerät dienen sollte, wenn der öffentlich zugängliche Fernseher zu Konflikten führen könnte.
Mit rascher Handbewegung zoomte sie durch das Menü des U.I.N. und las schließlich die Lokalmeldungen des Tages.
„...Versagen zweier Hovergeneratoren führte zur Abdrift des Intercity und...“ murmelte sie, als sie den Text las. „Marek, das kann doch nicht sein...ich bin mir sicher, da war ein Raumschiff!“.
„Vielleicht bildest du dir das jetzt bloß ein? Du hattest immerhin eine Gehirnerschütterung, vielleicht wurden Erinnerungsengramme erzeugt beziehungsweise mit falschen Informationen ergänzt, um die traumatische Erfahrung zu verarbeiten? Du wärst immerhin beinahe gestorben und bist sicher unter sehr viel Stress gestanden.“ versuchte es Marek.
„Hm...“ überlegte Ljiljana.
Das U.I.N. sagte nichts von einem Raumschiff. Sicher würde so eine Meldung im globalen Nachrichtensystem vorkommen, vor allem, wenn es sich um vermutliches, außerirdisches Leben handeln könnte. Das, zudem auch noch, einen Erdenzug angegriffen hätte! Ljiljana war sich zu 100% sicher, dass sie all diese Dinge gesehen hatte. Zumindest sagte dies ihre Erinnerung. Dennoch, das U.I.N. wusste nichts davon...
„Ich glaube du hast Recht Marek. Vielleicht lasse ich mich noch einmal untersuchen.“ sagte sie schließlich.
„Das ist eine gute Idee. Den Rest können wir nachher besprechen.“ antwortete dieser lächelnd.
„Rest?“ fragte Ljiljana.
„Hast du das etwa vergessen? Die Endevion wartet doch noch auf dich“ sagte Marek, „aber check zuerst nocheinmal deinen Kopf, ob wirklich alles in Ordnung ist und dann ruh dich noch etwas aus. Ich werde die jetzt etwas Ruhe gönnen, ich habe die erlaubte Gesprächszeit sowieso schon um 5 Minuten überschritten. Erhol dich gut, Ljiljana.“
„Danke. Und danke für den Besuch, Marek“
„Keine Ursache“.

Mittwoch, 17. Januar 2007

Intercity - Maribor/Ljubljana

Montag, 20. November,
7:41 Uhr


Der Intercity-Zug donnerte 10 Meter über den Boden schwebend mit einer Geschwindigkeit von 950 km/h über Grasflächen dahin.
Ljiljana mussten jeden Morgen diesen Zug nehmen, um von ihrer Heimatstadt Maribor in die Stadt Ljubljana zu kommen, in der ihr Arbeitgeber Hyperion Technologys ihren Sitze hatten.
Hyperion Technologys wurde vor rund 30 Jahren gegründet und spezialisierte sich zuerst auf biotechnologische Prozessoren für den Einsatz in Waffensystem und Raumschifftechnik. Rasch hatte sich die Firma einen Namen gemacht durch die exzellente Qualität der abgelieferten Ware und wenige Jahre nach Gründung der Firma wurden zwei große Werkshallen angebaut. Die Firma spezialisierte sich ab nun auf die Entwicklung eigener Raumschiffsystem. Diese umfassten Antriebssysteme, Lebenserhaltung, Energiekonzepte, Interstellare Navigation, Waffensysteme und viele weitere vitale Funktionen eines Raumschiffes, die Hyperion Technologys oft revolutionierten. Die ungewohnt offene und experimentierfreudige Herangehensweise des Unternehmens an Problemstellungen kosteten zwar einige Mal vielen Mitarbeitern die Nerven und endeten in hoffnunglosen Projekten, führten aber dennoch gelegentlich zu erstaunlichen Ergebnissen, die gern gesehen wurden von der U.E. Civil Space Travel Agency und meist noch viel mehr Aufmerksamkeit erhielt von den U.E. Military Space Forces.
Die Hovertechnik, ein auf rotierendem Magnetfeldern basierendes Gravitationssystem, dass der Gravitation der Erde ein eigenes Gravitationsfeld entgegensetzte, verschaffte dem Intercity-Zug enorme Vorteile gegenüber schienengebundenen Systemen des späten 22. Jahrhundert, die zu dieser Zeitperiode langsam ein Auslaufmodell wurden. Der Entwickler des Hoversystems, Jean-Paul Menoire, verdiente sich eine reiche Nase damit und kam ironischerweise bei einem Unfall mit einem Hoverauto ums Leben, bei dem der Hoverantrieb versagte und das Auto gegen eine Betonwand raste.
Nichtsdestotrotz wurde das System weiterhin verbessert und gehörte in der Erdtechnik des 27. Jahrhunderts zum Standard.
Der metallen-weiß Strahlende Zug, der in der Mitte Blau und im unteren Drittel Rot gestrichen war, der Flagge Sloweniens entsprechend, bot Platz für 1.388 Passagiere und beförderte so pro Tag an die 200.000 Leute von Maribor-Ljubljana nach Ljubljana-Maribor. Die Unterseite des Zuges leuchtete einerseits Blau durch die großen, oval geformten Hoveraggregate, das sich auf der grünen Wiese spiegelte und das Gras in ein diffuses Blaulicht tauchte, als auch auf zwei schmalen Streifen grün, der eigentlich Antrieb des Zuges, der Uriel-Differentialpotentialmotor.
Ljiljana hatte sich einen Fensterplatz auf der linke Seite des Zuges ergattert und beobachtete noch leicht müde braune Flecken die rasend schnell verbeihuschten und vermutlich Kühe waren. Sie sah Bäume, besser erkenntlich als grüne, größere Flecken und konnte den Fluss Save, der durch Ljubljana floss, bereits von Fernen schimmern sehen.
Auf die Gefahr hin, dass die Person neben ihr Konversation beginnen konnte, was sie hasste während einer Zugfahrt, versuchte sie so konzentriert wie nur möglich ein Buch über einen Detektiv in Neu Delhi zu lesen, doch ein nervendes und laut herumschreiendes Kleinkind zerstörte jeden Versuch der Konzentration hoffnungslos.
Wütend klappte sie das Buch zu und warf ihrem Sitznachbarn einen Blick zu, der zu sagen schien: „Sprich mich an und trag die Konsequenzen“. Scheinbar wirkte es, als dieser sich wegdrehte und sich scheinbar unauffällig nach einem anderen freien Sitzplatz umsah.
Ljiljana lehnte sich zurück und schloß die Augen.
In freudiger Erwartung des heutigen Tages ging sie geistig alle Dokumente durch, die sie über die Endevion gestern noch auftreiben konnte und kontrollierte noch einmal ihren Wunschplan, wie sie die Trümmerteile untersuchen würde. Eine erste, rein visuelle menschliche Beobachtung war Pflicht, um überhaupt mal einen Blick für die Situation zu bekommen. Schließlich nervte das Kind nun auch so sehr mit seinen Schreien, dass Ljiljana langsam richtig wütend die Augen aufriss und bereits aufstehen wollte, um mit der Mutter einige Takte über drakonische Erziehungsmaßnahmen wie Persönlichkeitsänderung zu philosophieren.
Bevor ihre Beine reagieren konnte, fiel ihr jedoch auf, dass mehrere Leute aufgeregt zu schreien und rufen anfingen und entsetzte und verwirrte Blicke auf die Linke Seite des Zuges gerichtet wurden.
Ljiljana drehte ihren Kopf und blickte aus dem Fenster.
Sie verschluckte sich fast, als sie in ungefähr 300 Meter Entfernung von der linke Seite des Zuges ein Raumschiff fliegen sah. Eigentlich nichts so Ungewöhnliches, da Raumschiffe natürlich auch einmal landen mussten und vielleicht handelte es sich hier um eine Notlandung.
Doch das, was alle Personen so aufregte, war die Tatsache, dass es sich um kein U.E. Raumschiff handelte.
Es war ein unbekanntes Raumschiff.
Ljiljana wollte nichts überstürzen mit Mutmaßungen, doch sie als Raumschiffexpertin kannte fast alle Modelle von von Menschenhand errichteten Raumfahrzeugen und dies gehört eindeutig nicht dazu. Ihr Gehirn wollte dagegen rebellieren, als sich ihr der Schluss aufdrängte, es müsse sich hier um ein Raumschiff einer außerirdischen Zivilisation handeln.
Eine außerirdische Zivilisation!
Die Erde hatte bis jetzt, jedenfalls offiziell, noch keine Kontakt mit Außerirdischen gehabt, ja nicht einmal außerirdische Baktieren oder Mikroorganismen gefunden, obwohl bereits viele bewohnbare Planeten bekannt waren. Jeder sehnte sich langsam insgeheim nach Kontakt, nach einer Bestätigung nicht allein zu sein in diesem riesigen Universum. Man malte sich bereits aus, zu welchen politischen und sozialen Umstellung dies führen könnte und nun schwebte ein vermeintlicher Beweis, ein unglaubliches mit Worten nicht erklärbares Ereignis der Geschichte der Welt, direkt vor Ljiljanas Augen.
Die Freude wehrte kurze, als ein heller Lichtpunkt rasend schnell das fremde Raumschiff Richtung Intercity-Zug verließ und eine heftig Erschütterung Ljiljana gegen die Decke der Kabine schleuderte.
Benommen griff sie sich auf den Kopf und fand Blut auf ihren Händen wieder. In ihren Ohren dröhnt es, so, als wäre sie unter Wasser und sie hoffte inständig, dass dies nicht von Blut in ihren Ohren käme. Das wäre eine Katastrophe gewesen.
Zwar konnte sie nichts genau erkennen, da sich langsam stechende Kopfschmerzen breit machten und Rauch den Zug füllte, der ihre Augen scharf tränen ließ, doch sie war sich sicher, dass es bereits einige andere Verletzte und Tote gab, als der Zug zu schlingern anfing und langsam an Höhe verlor.
Ein Mann schritt plötzlich in dem Gang neben sie und streckte eine Hand aus.
Glücklich über die Rettung streckte auch Ljiljana ihre Hand entgegen und musste dann erkennen, dass der Mann ein seltsames Gerät auf sie hielt, gepaart mit einem kühlen Blick in den Augen.
Erschrocken wich Ljiljana zurück aus Angst, es könne sich um eine unbekannte Waffen handeln und schrie aus voller Kraft, als der vordere Teil des Zuges auf dem Boden aufprallte und sich der Rest des Zuges wie mit einem Peitscheneffekt in die Höhe bohrte, den Mann hart gegen die Decke schleudernd. Ljiljana hatte sich zum Glück aus Angst vor einer Schusswunde in den Sitz gekrallt. Ihre Finger schmerzten zwar und ihr waren einige Nägel abgebrochen, doch sie saß noch immer fest im Sessel, dessen Stoffbezüge nun eine ordentliche Überholung brauchen würden.
Durch ihren Kopf schoss ein Gedanke: Fluchtkapseln.
Diese gab es in jedem Waggon und sie dienten dazu, die Passagiere im Falle eines Notfalls sicher auf die Erde zu bringen. Nun, ein fremdes Raumschiff dass den Intercity beschießt würde wohl als Grund genug gelten, die Sicherheitsysteme des Zuges zu Rate zu ziehen.
Vorsichtig stand sie auf, da die Kabine bereits stark zu neigen begann, und schritt über die Leiche des Mannes, so vermutete Ljiljana, da er sich nicht mehr rühte, stockte jedoch kurz, als sie genauer hinsah.
Das Blut des Mannes war gelb.
Gelb!
Was zur Hölle...
In dieser Sekunde ließ eine Explosionswelle die Fenster der linken Zugseite bersten und Ljiljana ging zu Boden, der bereits so steil war, dass sie nach vorne zu purzlen begann, bevor sie sich an einem Stuhl festhalten konnte. Als sie sich wieder aufrappelte, schoss ihr schwefeliger Geruch in die Nase und eine enorme Hitzewelle traf ihr Gesicht.
Außerhalb des Zuges erkannte sie einen Feuerball, der rasch zu Boden ging und die offensichtlichen Konturen eines U.E. Raumschiffes.
Die Erde reagierte wohl endlich auf diesen Angriff dachte sie sich, als sie die Bodenmarkierungen beobachtete und ihnen bis zu einer Fluchtkapsel folgte, die zum Glück noch heil war.
Sie warf sich rasch in die Kapsel und drückte einen großen, rot leuchtenden Knopf, der sie daraufhin mit 3G, der dreifachen Anziehungskraft, gegen den Sessel der Kapsel pressete, weg vom brennenden Zug, dessen Spitze sich bereits in die Erde gebohrt hatte, wie ein Strohhalm in Pudding.
Die Kapsel taumelte im Wind und breitete rasch ihre Fallschirme aus. Soviel bekam Ljiljana noch mit, bevor sie ihn Ohnmacht fiel.

Dienstag, 16. Januar 2007

Beratung

??. ???????, ????
??:?? Uhr



„...reason for the accident are currently unknown but official U.E. Government administrators told us that they want to solve this tragic mystery within a month. The Endevion space ship was a...“

„...kakda Korabl Endevion ischesz i dwenadzat chasov spustja potchti sowerschenno razruschenno wernulsja okolo Marsa. Nikto ne mojet skazat...“

„...schockiert noch immer die ganze Welt. In vielen Großstädten der Erde wurden Trauerfeiern ins Leben gerufen, bei denen sich Menschen auf der Straße versammeln und Kerzen anzündeten im Gedanken an die Opfer dieser Katastrophe. Kritiker der Einstein’schen Theorie erhalten hingegen starken Zustrom von Menschen, die schon immer mit fragwürdigen Blicken auf die Verwirklichung dieses Projektes“


„Beenden“ sagte eine männliche Stimme, und rasch wechselnde Bilder von TV Berichten, die vormals in der Luft geschwebt hatten, verschwanden, als das holographische Gerät deaktiviert wurde.
Übrig blieb ein vollkommen in Schwärze gehüllte, offenwirkende Fläche, die nur von 12 Lichtstrahlen von einer vermutlich 4 Meter hohen Decke projiziert wurden, durchbrochen wurde. Die Strahlen waren kreisförmig angeordnet und bildeten somit auch auf dem Boden dieses Raumes ein kreisförmiges Muster aus Lichtpunkten, in denen 12 mit schwarzen Kutten verhüllte Gestalten standen, deren Gesichter man nicht sehen konnte.
„Und so beginnt es...“ sagte schließlich eine weitere männliche Stimme.
„Früher als erwartet“ sagte eine weitere Stimme.
„Daran ist jetzt auch nichts mehr zu ändern, oder sehe ich das falsch?“ richtete die erste Stimme eine Frage an eine weitere verhüllte Gestalt.
„Wir haben alles versucht, ohne großartig aufzufallen. Es hat nichts gewirkt.“ antwortete diese.
„Kann sie nichts machen?“ fragte jemand anderes.
„Nein, darauf habe ich keinen Einfluss“ erwiderte eine Frauenstimme.
„Inwiefern ist unser Zeitplan damit in Gefahr?“ fragte eine dünklere und rauhere Stimme.
„Wir sind hier, um das zu klären“ antwortete Stimme Nr. 1, „wie sieht es mit dem Erwachen der Vertreterin aus?“
„Bis jetzt noch nicht, ich beobachte weiterhin“ antwortete jemand.
„Datensammlung?“
„Braucht noch Zeit.“ antwortete eine verhüllte Gestalt.
„Malakh?“ fragte eine weitere Person.
„Aufbauend, aber noch nicht schlagkräftig genug.“
„Ich werde mich dann darum kümmern, keine Sorge.“ sagte Stimme Nr. 1.
„Wir müssen voranpressen. Wenn es jetzt schon beginnt, wer weiß, wie rasch es voranschreiten wird. Wir haben nicht ewig Zeit.“
Alle Kutten nickten zustimmend.

Ljiljana

19. November, 10:14 Uhr

Jemand klingte energisch an der Tür der 60 m² Wohnung in Maribor, Slowenien. Ljiljana Kovic öffnete genervt ihre Augen und wälzte sich in ihrem von nur ihr besetzten Doppelbett von der linken auf die rechte Seite. Noch schlaftrunken hoffte sie, dass die unangekündigten Besucher einfach wieder verschwinden würden, wenn sie nicht aufmachen würde.
Ein erneutes Klingeln gepaart mit einem Klopfen zerstörte ihre Hoffnung rapide.
Ljiljana sah müde auf ihren Wecker nebem dem Bett und verfluchte die Klingenanlage, die das Klingeln in jedem Teil des Hauses klar und deutlich wiedergab. Der grundsätzliche Gedanke daran war wohl, dass niemand jemals wieder einen wichtigen Besucher verpassen sollte. Als geschulte Wissenschaftlerin erkannte Ljiljana jedoch rasch das Misskonzept dieser Anlage, die jeden Besucher zu einem unüberhörbaren Störenfried der Privatssphäre zuhause machte und man sich ihnen nicht mehr mit der Ausrede „Ich habe die Türglocke überhört“ entziehen konnte.
Ljiljana stand aus ihrem Bett auf und streifte sich rasch einen Morgenmantel über.
Eigentlich hatte sie nach den letzten harten Arbeitstagen heute ausschlafen und ausspannen wollen. Ihre Arbeit als Raumschiffingenieurin kostete sie viel Kraft und Konzentration. Der kleinste Fehler konnte unvorhergesehene Weltallkatastrophen auslösen und vielen Menschen das Leben kosten. Obwohl deshalb viel Stress mit diesem Job verbunden war, war es für Ljiljana dennoch der Traumjob schlechthin. Sie konnte ihre physikalischen Theorien in Praxis testen und wurde auch noch sehr gut bezahlt hierfür.
Als sie an der Küche vorbeiging, überlegte sie noch kurz aus reiner Bosheit einen Kaffee zu machen und ihre Besucher, die nun bereits zum dritten Mal geklingelt hatten, noch etwas auf die Folter zu spannen, bevor sie die schlaftrunkene, noch ungeduschte und ungekämmte Gestalt aus einem Stylinghorror an der Tür erleben durften.
Sie entschied sich gegen Kaffee und dafür, ihre ungeteilte schlechte Laune nun auf die Unbekannten hinter der Titantür zu übertragen und sie hiermit in die Flucht zu schlagen.
Als sie aufmachte und die Tür in die Decke glitt, sah sie gerade, wie einer der beiden vor der Tür stehenden Männer bereits erneut auf den Knopf für die Klingel drücken wollte. Doch der rasch geworfene böse und scharfe Blick Ljiljanas ließ den Mann rasch seinen Finger von der Außenkonsole nehmen und sie stattdessen freudig anlächeln.
„Guten Morgen, werte Frau Kovic!“ strahlte er sie an.
Natürlich, er hatte ja auch ausschlafen und sich mit Seife und Gedulg zu einem Menschen machen können.
„Moin'“ warf ihm Ljiljana vor die Füße und erkannte sofort am Gewand, wer ihr gegenüberstand. Natürlich diese Leute, wer weckt einem sonst an einem Sonntag Vormittag auf.
„Church of Gods Children?“ spekulierte sie mit wenig Unsicherheit in der Stimme.
Die beiden Männer, einer mit Glatze und einer rundlichen Tätowierung auf der Stirn, der andere mit langem blonden Haar, den Ljiljana vorläufig „Jesus – Emo“ taufte, verbeugten sich kurz und formten mit ihren Händen die übliche Gods Children – Geste, auf die Ljiljana nicht so genau achtete.
„Das haben Sie gut erkannt!“ freute sich die Glatze.
„Oder Gott hat Sie erkennen lassen!“ scherzte Emo.
„Natürlich!“ lachte Glatze.
„Natürlich.“ sagte Ljiljana kühl und, wie sie hoffte, auch sarkastisch.
Die Glatze präsnetierte blitzschnell einen Folder über Gods Children und hielt ihn in Richtung Ljiljana, die jedoch ihren Reflex des Zugreifens unterdrückte und die Glatze in einer peinlichen Pose ließ mit halb-ausgestreckten Arm.
Glatze überspielte dies mit einem Husten und einen Blick der zu sagen schien „Na dann halt NICHT...“ und sagte schließlich „Haben Sie sich schon einmal überlegt, was Gott alles für uns getan hat? Wie herrlich er unsere Erde und den Menschen geschaffen hat, Frau Kovic?“
Obwohl Ljiljana noch etwas Restmüdigkeit verspürte, konterte sie rasch mit „Ja, vor allem Massenmörder und Naturkatastrophen.“
„Das hören wir oft, Frau Kovic, und erwidern immer wieder mit der Wahrheit: Die Wege Gottes sind unergründlich. Gott will nicht, dass alles einfach für uns ist, er will uns testen für das große Gerichte im Himmel. Solche Dinge sind nicht gottgewollt, bloß gotttoleriert.“ erwiderte Emo mit ernster Mine.
„Unser Zentrum in der Stadtmitte hat noch viel mehr Informationen dieser Art für Sie bereitliegen, wenn Sie noch weitere Fragen haben!“ fuhr Glatze fort, „Kommen Sie uns doch einmal besuchen, ganz ohne Zwang, wir können über alles reden und sind für alles offen! Sie werden bloß Freunde vorfinden.“
„Danke, kein Interesse. Die Wissenschaft ist Gott genug für mich.“ antwortete Ljiljana.
„Gute Frau,“ sagte Emo, „die Wissenschaft mag einige Wahrheiten aufgedeckt haben, doch bloß aus menschlicher Sicht. Viele Fehlentwicklungen der Wissenschaft haben uns doch gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir Gott nicht aus unserem Leben verdrängen und uns wieder dazu bereit erklären, ihm einen Platz in unserem Herzen zu reservieren. Die Wissenschaft lenkt uns bloß ab von den wirklich wichtigen Dingen.“
„Im Moment hat mich Gott bloß von einem durchgeschlafenen Sonntag bewahrt, wohingegen die Wissenschaft auf die Wichtigkeit des Schlafes für den Biorythmus des Körpers hinweist.“
„Frau Kovic, Sie sehen das negativ. Vielleicht war es der Wille Gottes, dass wir uns hier und jetzt zu Ihnen gesellen und versuchen, Sie wieder zurückzuholen. Gott kümmert sich auch um seine verlorenen Schafe.“
„Tja,“ sagte Ljiljana und lächelte dabei leicht süffisant, „im Moment möchte ich mich um meinen verlorenen Schlaf kümmern, meine Herren. Einen schönen Sonntag noch, auf wiedersehen.“
„Frau Kovic, Sie...“
„Auf Wiedersehen!“ sagte sie nun schärfer und drückte einen Knopf der Innenkonsole, der die Tür vor der Nase der beiden Gods Church Anhänger schloß.
Das sollte ihnen hoffentlich eine Lehre sein, wenn es nach Ljiljana ging.
Etwas munterer, aber noch immer müde genug um weiterzuschlafen, ging sie wieder zurück zu ihrem Bett, streifte ihren Morgenmantel ab sank in ihr weiches und noch leicht warmes Bett zurück.
5 Minuten später war sie erneut eingeschlafen.

Das Videofon klingelte und riss Ljiljana erneut aus ihrem Schlaf.
Diesmal bereits munterer blickte sie erneut auf ihren Wecker, der diesmal 13:12 Uhr anzeigte.
Viel akzeptabler für einen Weckruf.
Sie setzte sich auf und befahl dem Videofon per Stimmaktivierung den Anruf entgegenzunehmen, aber kein Videobild hierbei zu übertragen.
Eine Männerstimme drang durch die versteckten Deckenlautsprecher im Schlafzimmer „Hallo? Hallo? Bist du da, Ljiljana?“
„Ja, das bin ich, hallo Marek.“
„Wieso sehe ich kein Bild, ist die Verbindung gestört?“ fragte Marek.
„Nein, ich habe es deaktiviert. Bevor du mich in Unterwäsche siehst müssen noch einige Abendessen dazwischen liegen.“
Marek lachte laut, als er schließlich sagte „Störe ich denn gerade...euch?“
„Nein, es ist niemand hier,“ antwortete Ljiljana, „ich bin nur gerade aufgewacht.“
Verduzt antwortete Marek mit „Um Viertel 2? Wer schläft denn solange an so einem wunderbaren, sonnigen Novembermorgen?!“
„Ich tue das. Die Arbeit der letzten Tage war anstrengend“ antwortete ihm Ljiljana und ging in die Küche um sich diesmal wirlich einen Kaffee zu machen.
Das angefangene Gespräch konnte ohne Unterbrechung über Lautsprecher und Mikrofonsystem, die überall in der Wohnun verteilt waren, fortgesetzt werden.
„Nun, wie geht's dir denn heute?“ fragte Marek nach.
„Ausgeruht, danke. Bei dir auch alles ok?“ erwiderte sie, während sie den Filter mit Kaffeepulver füllte.
„Ja, alles Bestens! Du sag, du hast doch sicher von dem Unfall der Endevion gehört, nicht wahr? Das musst du gehört haben, es war in allen Nachrichtenmeldungen und fast schon omnipräsent im U.I.N.“
„Natürlich“ sagte Ljiljana.
„Ja, wieso frag ich eigentlich. Auf jedenfall hab ich die Riesennachricht für dich. Die U.E. Regierung hat unser Unternehmen mit der Untersuchung der Trümmerteile der Endevion beauftragt und nun halt dich fest, du hältst dich gerade fest, oder noch besser setz dich hin, nicht, dass du umfällst!“
„Marek...ich bin ganz ruhig, ich glaube eher DU musst dich beruhigen.“ sagte Ljiljana und beobachtete das Durchfiltern des kochenden Wassers durch das altmodische Kaffeegerät aus dem 22. Jahrhundert der Erde.
„Mir geht's schon gut, aber pass auf: Vossler hat dich der U.E. Regierung empfohlen als führende Raumschiffingenieurin unserer Firma. Ljiljana, DU wirst Trümmerteile der Endevion untersuchen, ist das nicht Wahnsinn?!“
„Wow“ sagte sie, „Das kommt wirklich unerwartet. Das ist jetzt dein Ernst, oder? Sonst reiß ich dir den Kopf ab und werde es nicht genetisch heilen lassen, das schwör ich dir“
„Nein, das ist mein voller Ernst!“ quiekte die Stimme von Marek fast vor Aufregung, „Du wirst die Endevionkatastrophe mituntersuchen! Ich bin so neidisch auf dich, dass kannst du mir glauben...“
„Wer wäre das nicht!“ lächelte Ljiljana nun mit einer warmen Tasse Capuccino in der Hand, „Ich kann ein Traumbaby an Raumschifftechnik untersuchen!“
„Dessen Trümmerteile halt...“ sagte Marek etwas leiser.
„Gut ja, das ist ein Wehrmutstropfen. Aber ich werde wohl Einsicht in Baupläne und physikalische Theoreme bekommen...das ist einfach nur großartig!“ freute sich Ljiljana und trank ihren Capuccino aufgeregt. „Wann geht es los?!“
„Komm morgen in der Früh vor den Haupteingang von Hyperion Technologys, dort wird dich ein U.E. Beamter abholen. Mehr wurde mir nicht gesagt, ich wollte aber auf jedenfall derjenige sein, der dir diese Nachricht übermittelt. Ich musste ordentlich an Vossler arbeiten, damit er mir diese Ehre zukommen lässt.“
„Das glaube ich dir, das ist echt eine großartige Nachricht!“
„Ich freue mich sehr für dich. Du musst mir unbedingt alles darüber erzählen dann!“
„Tja,“ sagte Ljiljana und stellte die leere Tasse auf den Küchentisch, „Das, was ich dir dann halt erzählen darf. Du weißt, militärische Geheimhaltung. Aber ich werde alles erzählen, was ich erzählen kann, versprochen Marek.“
„Sehr gut! Dann will ich dich auch nicht weiterstören beim Wachwerden. Ich weiß, wie du sein kannst, wenn dich etwas während deiner Arbeit ärgert, ich muss nicht erfahren wie es ist, dich aus dem Schlaf zu reißen.“
„Dann tritt niemals der Church of Gods Children bei.“ antwortete ihm Ljiljana kurz und knapp.
„Wie?“
„Vergiss es. Danke für die Nachricht auf jedenfall.“
„Kein Problem! Einen schönen Tag noch, viel Spaß morgen!“
„Danke Marek, wirklich“ antwortete ihm Ljiljana und beendete das Gespräch.
Sie blieb noch einige Minuten ruhig auf dem Hocker bei ihrem Küchentisch sitzen, als sie schließlich mit einem großen Grinsen auf dem Gesicht unter die Dusche hetzte.

Montag, 15. Januar 2007

U.I.N.

19. November

Willkommen im Universal Information Network (U.I.N.).!

Derzeitige globale Standardzeit: 8:45 Uhr U.E. Time

New York: 17.0 °C, milde Bewölkung
Berlin: 14.3 °C, Sonneschein
Johannesburg: 29.8 °C, Sonnenschein
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*Energieausfall in London, United Kingdom*
*U.E. Endevion Katastrophe*
*Aufstand auf Mondkolonie, Sektor Alpha-3, Tag 20*
*Resozialisierungsprogramm für Andrej Nitschekov*
*Nationalfeiertag von Monaco*
*Spuren außerirdischen Lebens entdeckt?*

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*U.E. Endevion Katastrophe*

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*U.E. Endevion Katastrophe*
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„Heute kam es in den Morgenstunden um 3:39 Uhr nahe des Mars zu einer unerwarteten Katastrophe in Bezug auf das U.E. Raumschiff Endevion *Generelle Informationen zum Endevion – Projekt*. Das Raumschiff, dass als erstes mit 99,9 L nach der Einstein’schen Theorie fliegen sollte, kam verspätet um 5 Minuten komplett zerstört an. Der Bug des Raumschiffes war noch intakt, als dieser ein Raumschiff der Erdstreitkräfte traf und es schwer beschädigte, dabei 19 Soldaten das Leben kostete und 4 weitere schwer verwundete, die derzeit auf dem Mars notbehandelt werden. *Liste der Verstorbenen und Verletzten*. In einem fast Viertelstunde lang andauernden Schauer an Trümmerteilen kam auch der vermeintliche Rest der Endevion nahe dem Mars zum Vorschein *Animation*. Trümmerteile des komplett zerstörten „Albert“ – Antriebssystems trafen mehre militärische als auch zivile Raumschiffe und zerstörte hierbei weitere 5 *Liste der zerstörten und beschädigten U.E. Raumschiffe*. Offiziellen Angaben zu Folge ist die genaue Unfallursache noch unklar, der Hauptentwickler und –erbauer der Endevion, die Firma Stellar System Solution Industry, kurz S.S.S.I. *S.S.S.I. Homepage*, hat noch kein Kommentar zu den Vorfällen abgegeben. Der Unfall bedeutet für die mitwirkenden, kleineren Firmen ein finanzielles Fiasko und kommt einem Konkurs gleich *Liste der Firmen, die an der Endevion mitgewirkt haben*. Die von dem Unfall betroffene Zone um den Mars wird vorläufig für den zivilen Raumfahrverkehr abgeriegelt *Animation*, bis die Untersuchungen des Unfalls abgeschlossen sind. Auf der Endevion selbst kamen 218 Menschen ums Leben, darunter der deutschstämmige Kapitän Manfred Thobaldsen *Liste der Endevion-Opfer*. Somit gibt es keine Überlebenden auf Seiten der Endevion. Wir werden Sie weiter auf dem Laufenden halten und möchten Sie bitten, die Einhaltung der Sperrzone um den Mars zu beachten.“

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Einen schönen Tag noch!

Sonntag, 14. Januar 2007

Die Endevion

18. November, 2679

"...forderte 23 Opfer unter den Bewohnern von Detroit. Die Angehörigen werden von psychologischen Beratern Vorort betreut, die Regierung verspricht baldige Entsendung von Wiedergutmachungsleistungen und den raschen Neuaufbau der Fabrikanlage.
Das Mammutprojekt >>U.E. Raumschiff Endevion<< wird heute seinen lang erwarteten Stapellauf haben. Das erste Raumschiff der Erdgeschichte, dass mit 99,9% Lichtgeschwindigkeit nach der Einstein'schen Relativitätstheorie fliegen soll, wurde vor 2 Monaten nach einer Bauzeit von 6 Jahren auf dem Planeten Alypo fertiggestellt. Hauptverantwortlicher für den Bau war die Firma Stellar System Solution Industry, oder kurz S.S.S.I., die finanzielle Unterstützung von der U.E. Regierung erhielt. Der Testflug des Experimentalraumschiffes wird heute um Punkt 15.00 globaler Standardzeit starten und dann von einem Orbit des Planeten Alypo nahe des Mars wieder austreten, wo es dann, erwartet von mehreren U.E. Raumschiffes, kontrolliert wird, bevor es schließlich zu einer großen Feier auf der Mondkolonie landen wird, nahe des Kopernikuskraters in Mare Imbrium. Das Gebiet wurde hierfür abgesperrt, der Eintritt zu den Feierlichkeiten ist kostenlos. Verstärkte Flugführung der Solar Transporters wird es auch jeden interessierten Erd- und Koloniebürger erlauben, an diesem Fest teilzunehmen.
Auf dem Mond Titan kam es heute in der Stadt Neu Paris zu einem Mord mit..."

U.E. TV - Nachrichtenmeldung
freigegeben von der United Earth Culture and Heritage Associtaion, U.E.C.H.

-

Die Endevion lag in einer orbitalen Entfernung von 340.000 Kilometern von Alypo entfernt.
Das gigantische Raumschiff war 2 Kilometer lang und noch nicht gestrichen worden. Deshalb glänzte die metallene Oberfläche im Sonnenlicht der alypschen Sonne und man konnte deutlich die große, weiße Aufprägung "U.E. Endevion" erkennen. Vollautomatische Wartungsroboter umkreisten die Endevion und suchten kurz vor dem Start nach noch möglichen Fehlerquellen an der äußeren Hülle.
Es war 14:45 Uhr.
Die kugelförmigen, mit 4 Greifarmen mit unterschiedlichen Werkzeugen ausgestatteten Roboter, umkreisten systematisch die Endevion von Bug bis zum Heck. Lasergestützte Abtastungsstrahlen fanden jede noch so kleine Unebenheit an der Hülle, die dann sogleich mithilfe von konzentrierten Magnetfelder in die richtige Position gebogen wurden. Am pfeilartig ausgebildeten Bug, dass eine unscheinbare Glaswand aus bruchfesten, verstärktem Panzerglas aufwies, putzte ein Roboter zudem noch die Außenhülle, damit die Endevion als strahlender Weltraumpfeil beim Mars eintreffen würde, würdig des Anlasses.
Der Bug war durch eine kurze, röhrenförmige Verbindung mit dem eigentlichen Hauptteil des Raumschiffes verbunden, der 1,52 Kilometer in Anspruch nahm.
Das nach Einstein benannte Antriebssystem "Albert" erstreckte sich auf diesem Gebiet in form von wulstigen Ausformungen, die durch Metallstreben miteinander verbunden waren und so den Vergleich eines Bienenstocks nahe legten. Jede "Bienenwabe" selbst diente dem Antrieb, durch die Synergie der einzelnen Elemente sollte die annähernde Lichtgeschwindigkeit erreicht werden.
Als die letzten Wartungsroboter ihre Arbeit verrichtet hatten und ein OK an die Brücke der Endevion sandten, wurden diese zurückgerufen und machten sich auf den Weg eines der zahlreichen Wartungsraumschiffe, die die Endevion wie ein Schwarm Mücken umkreisten. Weiter draußen im Weltall zogen militärische Raumschiffe ihre Runde, um potentielle Angreifer rechtzeitig abzuwehren.
"Endevion, hier Kontrollstations 1 auf Alypo" meldete sich eine Frauenstimme auf der Brücke des Endevions über Interlink.
Der Kapitän des Schiffes, Manfred Thobaldsen, öffnete mit einem Druck auf einen Knopf die Kommunikation zu Alypo und erwiderte mit "Hier Endevion".
"Wie sieht es aus bei euch da oben?" fragte die Frauenstimme.
Der Kapitän lächelte zufrieden, als er "Sehr gut, alle System arbeiten in Bestform und unser Kind strahlt in höchsten Glanz! Und bei euch da unten? Hat sich der Sturm schon gelegt, den wir von hier aus sehen können?"
Die Frauenstimme lachte kurz, scheinbar, um die angespannte Lage des Experiments zu überschatten, und berichtete von ein paar umgeworfenen Bäumen und weggefegten Hovers, aber sonst sei alles prima.
"Sie sollten sich wirklich keine Sorgen um uns machen, Thobaldsen," fuhr die Frauenstimme fort, "schauen Sie lieber, dass der Flug gut gelingt!".
"Ha, als ob ich viel machen müsste, außer aufzupassen, dass kein Kaffee in die Armaturen geschüttet wird und einen Kurzschluss verursacht." spöttete dieser daraufhin.
"Reden Sie mir bloß keine weiteren paranoiden Gedanken ein. Ich träumte schon von unerwarteten Ereignissen, die unser Experiment fehlschlagen lassen."
"Zum Beispiel?"
"Heuschrecken."
"Heuschrecken?".
"Ja, Heuschrecken. Mensch, es war ein Traum, da muss nichts einen Sinn ergeben. Die Heuschrecken frassen die Hülle auf und haben das Raumschiff nackt hinterlassen."
"Ich hoffe, nur das und nicht auch noch die Crew" grinste Thobaldsen vor sich hin.
"Haha, sehr witzig, machen Sie sich nur lustig über meinen Traum."
"Entschuldigung, das wollte ich nicht"
"Keine Rede. Tun Sie mir nur den Gefallen und tanzen Sie mit mir, wenn die Feier auf dem Mond stattfinden soll."
"Ich fühle mich geschmeichelt."
"Das meinte ich doch nicht so," sagte die Frauenstimme leicht erbost, "rein formal, Sie wissen schon."
"Natürlich, ich wollte Sie nur etwas aufziehen. Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte, außer Heuschrecken"
"Nein, Sie Scherzkeks."
"Na dann, ich sehe es ist bereits 14:57 Uhr. Wir werden jetzt langsam los müssen. Bis bald, auf dem Mond. Endevion out."
"Gut, Kontrollstation 1 out." endete die Übertragung über Interlink.
Der Kapitän ging weg von der Konsole und setzte sich in den für ihn reservierten Stuhl.
Er war der einzige Mensch auf der Brücke, der Rest befand sich in "Albert". In jeder Antriebswabe musste sich ein Mitarbeiter befinden, um den Fluss des Uriel zu überwachen, der Energiequelle der Endevion. Ein paar Ausfälle einiger Waben waren drin, würden jedoch zuviele ausfallen, könnte man den Rekord an Geschwindigkeit getrost vergessen.
Nahe Raumschiffe entfernten sich auf den Sicherheitsabstand von 20.000 Kilometer und Kameras, Videogeräte und Holographrekorder wurden gezügt, um diesen denkwürdigen Moment festzuhalten.
Es schlug 15:00 Uhr.
Als die Waben ihre Arbeit aufnahmen und Thobaldsen ein letztes "Here we go!" über Interlink sandte, befand sich die Spannung auf einem Höhepunkt.
Die Waben begannen leicht grün zu leuchten, schien es. In Wirklichkeit wurde verbranntes Uriel aus Ventilen ausgestossen, dass nach seiner Energieabgabe zu nichts mehr zu gebrauchen war und als ungefährlicher und unbedenklicher Abfall gesehen wurde. Langsam und immer schneller werdend bewegte sich die Endevion von der Stelle, gefolgt von mehreren, automatisierten TV-Kamera Modulen und 18 besser ausgerüsteten militärischen Beobachtungssonden.
Bei der bisherigen Maximalgeschwindigkeit von 14%L, der Abkürzung für Lichtgeschwindigkeit, verloren die Kameras die Endevion langsam und konnten nur noch ihrem Heck hinterhersehen, als diese volle Leistung aufdrehte und kurz darauf in einem kleinen Lichtpunkt am Himmel verschwand.
Die berechnete Flugzeit ergab sich zu 12 Stunden, 34 Minuten und 8 Sekunden.
Das Abremsmanöver müsste bei Neptun eingeleitet werden, wo die Endevion aus 99,9L gehen und ihre Bremstriebwerke auf voller Leistung aktivieren sollte.
12 Stunden, 34 Minuten und 8 Sekunden später, in der Nähe des Mars, erwarteten Hunderte von Schaulustigen Raumschiffen die Ankunft der Endevion.
Doch diese blieb aus.
Wissenschaftler und ihre Berechnung...
Es würde wohl doch etwas länger dauernd. Gut, das war verkraftbar, immerhin war es ein Experimentalflug, da wusste niemand so genau, wie man die Flugzeit nun berechnen sollte. Gebannt warteten die Raumschiffe noch weitere 5 Minunten und 2 Sekunden, ebenfalls Kameras, Videogeräte und Holographen bereit, mit 30 Raumschiffen die besondere Ladungen abschießen sollten, die eine Art Weltraumfeuerwerk erzeugen würden.
5 Minuten und 3 Sekunden nach errechnter Ankunftszeit kam die Endevion an.
Der pfeilförmige Bug der Endevion schlug mit voller Wucht in ein wartendes Militärraumschiff und bohrte sich durch die gesamte Breitseite, bevor es ganz hollywooduntypisch darin steckenblieb und nicht explodierte, dennoch 19 U.E. Soldaten das Leben kostete.
Ein Flammenregen folgte dem Heck, der in mehreren Raumschiffen einschlug und ein beeindruckendes Schauspiel darstellte, jedoch nicht das, was die Schaulustigen gerne gesehen hätten.
Eine Antriebswabe traf ein zivilies Raumschiff und explodierte pflichtbewusster gegenüber Hollywood, das Raumschiff mit sich reißen.
Niedergeschlagenheit und Schock machten sich breit, gepaart mit der Panik einiger Raumschiffe, aus dem Trümmerregen auszubrechen und nicht auch getroffen zu werden.
Der Regen aus brennenden, verkohlten, zerfetzten und komplett deformierten Teilen dauerte noch weitere 13 Minuten an, bevor er endlich aufhörte.
Niemand wusste, was da gerade passiert war und alle wussten, dass es viele Untersuchungen mit sich ziehen würden.
Das Glanzstück menschlicher Leistung war anstatt heil anzukommen ein fliegender Trümmerschauer geworden.

Krake

Das Meeresfrüchtchen

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