Arú

Für weitere 20 Minuten waren Sharem und Pacal schweigend weiter durch Graslandschaften geschlendert, die für Sharem alle gleich aussahen. Je länder er darüber nachdachte, kam in Sharem die Vermutung auf, dass Pacal ihn im Kreis führte. Was er wohl zu verbergen hatte? Sharem konnte sich keinen Reim darauf machen und wollte derzeit nicht weiter darüber nachdenken, da er sich nicht wirklich sicher war, ob sie im Kreis liefen.
Nach einigen weiteren Minuten wurde es Sharem zu bunt und er wollte das Schweigen brechen und irgendwas sagen. Pacal interessierte seine Herkunft ja nicht, da alles außer diesem fliegenden Stück Erde laut ihm sowieso bloß eine Illusion sei. Alle Frage die Sharem über Pacal und diesen Ort hier hatte wurde vorher immer mit „Du wirst bald sehen, Illusion“ abgetan, also schnappte sich Sharem verzweifelt das letzte Thema, auch wenn dieses nicht sehr einfallsreich war.
„Schönes Wetter“ sagte er.
Überhaupt nicht einfallsreich, wenn die Wolken unter einem sind und es somit nie regenen kann.
Pacal beeindruckte dieses Kommentar scheinbar nicht, da er einfach wortlos weiterging.
Sharem folgte ihm weiterhin durch das Gras schlurfend, bis er auf einmal einen leisen Ton vernahm. Er hob seinen Kopf etwas an und spitze die Ohren und musste gebannt hinhören. Er bildete es sich gewiss nicht ein, von irgendwoher kam ein Ton. Und je weiter Sharem Pacal folgte, desto lauter und definierter wurde dieser Ton, nein, die Serie von Tönen nun.
di du di dum machte es konstant, unterbrochen von etwas, das klang wie krrrrrrrrrrrrrr.
Und gerade noch, als Sharem den Horizont absuchte um die Quelle dieser komischen Geräusche zu finden, seien es Musiker aus dem Dorf Arú oder Hirtejungen die in eines der zahlreichen Gräserchen bliesen um so Geräusche zu erzeugen, gerade als er sich konzentrierte, seine Augen über das endlose grüne Pflanzenmeer um ihn herum schweifen ließ und er versucht die blendende Sonne zu ignorieren, gerade in diesem Augenblick tat er einen weiteren Schritt auf den bereits ungeduldig wartenden Pacal zu und sein suchender Blick wurde abgelenkt von einem enormen Schatten, der von einer Sekunde auf die andere auf Sharem fiel.
Und nun war es genauer da.
di du di dum; krrrrrrrrrrrrrr, di du di dum, krrrrrrrrrrrrrr, di du di dum, krrrrrrrrrrrrrr, di du di dum, krrrrrrrrrrrrrr und immer so weiter.
Und nicht nur diese vier Töne, die sich ständig wiederholten und unterbrochen wurden von einem seltsamen, kratzenden Geräusch, waren da, nein, Sharem sah empor und sah vor sich eines der größten Hochhäuser, das er je gesehen hatte. Links von sich noch eins, rechts noch mehr, sogar hinter ihm waren sie nun. Hinfort war die Wiesenlandschaft und Pacal und Sharem fanden sich in einem Wirrwarr aus kleinen Gassen, gebildet von enorm hohen, metallenen Gebäuden wieder, durch deren Straßen geschäftigt Leute huschten. Die Sonne hatte keine Chance mehr, durch diesen Zivilisationsdschungel zu dringen.
„Wir sind da und Klangfarbe wurde erreicht, Drachenmann“ sagte Pacal und deutete Sharem ihm zu folgen, doch dieser stand wie angewurzelt einfach nur da und starrte um sich.
„Entschuldige bitte, solltest du verwirrt sein“ begann Pacal, „Dennoch: Willkommen in Arú“
„...“ sagte Sharem und fixiete mit seinen Augen die Umgebung.
Wo war die Graslandschaft hin?!
Wo waren diese Hochhäuser noch vor einer Sekunde?!
Wo war Sharem?!
„Komm mit, Drachenmann. Du brauchst keine Angst haben, es wird dir nichts geschehen.“ richtete Pacal sich an ihn und nahm vorsichtig seine Hand, die nicht durch Sharems Hand glitt, sondern sich vertraut warm anfühlte. „Komm“ wiederholte er noch einmal und zog ihn durch das Gewirr der Gassen.
Sharem ging vorbei an vielen weiteren engen Gassen und Pacal umrundete vor ihm geschickt Menschenmassen, die Sharem und Pacal garnicht zu beachten schienen.
Als sie um eine Gasse bogen, traute Sharem seinen Augen nicht. Sie mussten hier wohl in einem neuen, älteren Viertel angekommen sein, da die Gebäude nun aus Stein und Holz errichtet worden waren. Zwar noch robust und stabil, dennoch kein Vergleich zu den Hochhäusern aus dem vorigen Viertel.
Sharem sah eine Art Kirche oder Tempel in einigen hundert Meter Entfernung, außerdem einen Brunnen und wenige Menschen auf der Straße.
Dafür hörte er noch immer di du di dum, krrrrrrrrrrrrrr, di du di dum, krrrrrrrrrrrrrr das von überall und nirgends zu kommen schien. Es war nicht so laut, dass es stören würde, doch man hörte es.
Was Sharem jedoch viel mehr störte war, als er sich umdrehte und die Hochhäuser nicht mehr da waren, sondern Stein und Holz – Häuser ihren Platz dort beanspruchten, wo eigentlich Hochhäuser und noch viel eher Grünland hätte sein sollen.
Und dort am Himmel war noch ES.
Ein gigantischer Kreis aus ???
Sharem hatte absolut keine Ahnung, was da im Himmel über Arú zu sehen war. Es schien schwarz und rot zu flimmern, war annähernd kreisförmig und die Luft um das Gebilde herum wirkte verzerrt. Ein Turm stand genau unter diesem großen Kreis „???“, jedoch sah dieser aus wie als hätte Barok mit Neuzeit ein Kind gezeugt und es von Gotik aufziehen lassen.
All dies wurde Sharem zuviel, was auch Pacal bemerkte, als er auf ihn herabsah und schließlich seinen Schritt begutachtete.
„Du brauchst wohl neue Hosen, Drachenmann“ sagte Pacal leise seufzend.

Krake

Das Meeresfrüchtchen

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