Schlussstrich (2)

„Die haben da nichts zu sagen“ antwortete Enlil auf Amelias Frage nach Schicksals Meinung zu den Vorfällen.
„Seltsam. Aber gut. Das heißt, wir können bald auf Eridu fliegen, wenn mir nicht mehr so schwindlig ist?“
„Ja, es braucht allerdings noch etwas Zeit“
„Wieso das?“ fragte Amelia und stand dabei unsicher auf, fand jedoch rasch ihr Gleichgewicht. Wiedergeboren zu werden war wohl doch nicht so einfach für einen Körper, als Amelia dies angenommen hatte.
„Wir müssen noch Einiges vorbereiten“ antwortete ihr Enlil knapp, als er seine Tochter unterstützen wollte, diese jedoch dankend ablehnte. Resigniert setzte sich Enlil erneut hin.
Amelia ging, ihre Beine testend, einige Schritte und kam nach einer vollen Runde durch das Zimmer, bei dem sie auch aus dem Fenster sah und die kühle Schwärze des Weltalls betrachtete, am Schreibtisch ihres Vaters an. Sie wollte eigentlich nur einen flüchtigen Blick darauf werfen, doch ein Dokument mit Worten wie „Säuberungsplan“ und „Opfer“ erhaschte ihre Aufmerksamkeit.
„Was ist das hier?“ fragte sie schließlich ihren Vater, als sie das Dokument vom Tisch aufhebte und ihm entgegenhielt, „Befinden wir uns im Krieg?!“
„Um ehrlich zu sein ja. Es ist nun mal nötig für Eridu.“
„Nötig für Eridu? Willst du unseren Planeten gefährden? Was ist, wenn jemand wieder ein Schwarzes Loch dort erzeugt? Ist das dann gut für Eridu?“
„Nein natürlich nicht“ sagte Enlil, „aber unsere Seelen sind in anderen Lebewesen gefangen und irgendwie müssen wir sie ja wieder zurückbekommen. Das ist aber nichts, was dich etwas angehen sollte, Liebling“
„Pah, tu nicht so, als würde ich nichts verstehen können. Unsere Seelen sind also gefangen? Was meinst du damit? Ich fühle mich nirgendwo gefangen und du siehst mir auch nicht danach aus. Wer oder was hält unsere Seelen gefangen?“
„Amelia...“
„Keine Ausflüchte Vater, antworte mir einfach mit der Wahrheit!“
„Gut, wie du willst! Es geht nicht um uns, sondern um die Elohim die noch ohne Seelen regungslos auf Eridu verharren. Sie sind noch nicht Wiedergeboren worden, also...erzwingen wir dies“
Amelia zählte geistig 1 und 1 zusammen und kam zu einem für sie furchtbaren Schluß, als sie das Dokument schließlich geschockt fallen ließ.
„Wir töten andere Lebewesen, um die Seelen der anderen Elohim zu befreien?!“ sagte sie schockiert.
„Ja...“ antwortete Enlil peinlich berührt.
„Bin ich etwa auch so entstanden? Jemand musste sterben, damit ich leben kann?!“ fragte sie entsetzt.
„Nein!“ sagte Enlil etwas lauter, „es warst DU, Enki hat DICH zurückgeholt!“
„Aha, also hat Onkel Enki MICH umgebracht in einem früheren Leben, das soll mich jetzt beruhigen oder was?!“
„Du verstehst das falsch!“
„Ach wirklich?! Ihr tötet einfach in Präzisionsarbeit lauter Lebewesen, reißt damit ihre Angehörigen in ein tiefes seelisches Loch, nur damit Eridu wieder auferstehen kann?“
„Die Angehörigen merken davon nichts weil...ach vergiss es!“
„Nein, wieso merken sie nichts?! Bringt ihr die etwa auch um und alle, die die Person kannten?“
„Wenn du es genau wissen willst, bringen wir alle um! Solange, bis die Elohim wieder komplett sind!“
„Bist du wahnsinnig?! Ihr bringt Milliarden von Außerirdischen um, nur damit ein paar wenige Elohim wieder auferstehen können?!“ schrie Amelia mit heiserer und unsicherer Stimme. Sie konnte nicht glauben, was ihr Vater ihr erzählte.
„Achte auf dein vorlautes Mundwerk, junge Dame! Ich tue das alles nur für uns, für unser Volk! Diese paar Opfer müssen halt sein!“
„Du nennst Milliarden von Leben ein paar Opfer?!“
„Im Krieg spielen zahlen keine Rolle, sondern nur Resultate.“
„Ich glaube mir wird gleich schlecht“ sagte Amelia und stütze sich unsicher auf Enlils Schreibtisch ab, als dieser mit panischen Blick in den Augen aufstand und seine Waffe zog.
„Was zum Teufel?!“ rief er aufgeregt und richtete die Waffe etwas an Amelia vorbei, die ihren Kopf nach hinten drehte und sich dann erschrocken am Schreibtisch festklammerte, als sie eine hell erleuchtete Gestalt mit glühenden roten Augen sah.
„Was bist du und wie bist du hier reingekommen?!“ brüllte Enlil das Ding an.
Ya starrte Enlil kurz an und richtete seinen Blick danach auf Amelia.
Enlil, ergriffen von Panik ob des Verlustes der Kontrolle der Situation und des Streitgespräches mit seiner Tochter, feuerte zwei Schüsse auf Ya ab, die glatt hindurchgingen.
Unterdessen starrte Amelia in die Augen von Ya und konnte nicht fassen, was sie darin sah.
Die Wahrheit.
„Vater...“ stammelte sie.
„Geh weg von dem Ding!“ rief Enlil, „Du wirst mir meine Tochter nicht wegnehmen!“
„Vater!“ sagte Amelia mit kräftigerer Stimme.
„Ja?!“
„Du hast die Pangäa-Planeten zerstört für Eridu?!“
„Ja!“
„Und du bist dir nicht bewusst, was du damit getan hast?“
„Was soll ich schon damit getan haben! Eridu und dich habe ich wieder damit zurückgeholt! Schicksal hatte kein Recht, mir dich wegzunehmen!“
„Ich ich ich, geht hier alles nur um mich?! Ich dachte es geht um Eridu!“
„Das natürlich auch!“
„Auch, aber! Ich verstehe schon. Mein egoistischer Vater hat einfach einmal Millionen Leben ausgelöscht, nur damit er seine verlorene Tochter wiedersehen kann. Aber tut mir leid Vater, ich war schon vorher längst verloren.“
„Ich konnte doch nichts dafür! Ich musste militärische Aufgaben erledigen! Ich wollte ja bei dir sein!“
„Ich weiß“ antwortete Amelia, „und ich nehme es dir auch nicht krumm, niemand ist perfekt. Du hattest keine Wahl und ich sehe das ein und ich war schon längst drüber hinweg. Solche Dinge passieren einfach nun mal. Aber du hattest kein Recht, Gott in dieser Art und Weise gegenüberzutreten, nur wegen mir. Nur, weil DU nicht über unsere Vergangenheit hinwegkommst, die du sowieso nicht ändern kannst und einfach nur akzeptieren musst und das Beste daraus machen. Doch du hast genau das Schlimmste daraus gemacht, indem du krampfhaft versucht hast, alles wieder auszubessern.“
„Gott! Was interessiert mich Gott!“ rief Enlil, auf Ya zielend.
„Du hast Gott verwundet mit deinem irrsinnigen Plan. GOTT! Du hast den Allmächtigen verwundet, nur wegen mir...du tötest Milliarden Leben nur wegen mir...an meinen Händen klebt so viel Blut...und du willst mir hier einreden, dass war alles nur für mich. Ich werde Alpträume bis in alle Ewigkeiten haben, dank dir!“
Enlil liefen einige Schweißperlen über die Stirn, als ihn die Situation immer mehr überforderte. Seine Hände begangen langsam zu zittern, dennoch versuchte er zielstrebig die Waffe auf Ya gerichtet zu halten.
„Es gibt keinen Gott, sonst hätten wir ihn schon längst gefunden“ antwortete er Amelia schließlich.
„Vater! Gott ist allmächtig, überall gleichzeitig und weiß alles, was irgendjemand mal irgendwo gemacht hat. Er ist in einer höheren Dimension, unfassbar für Elohim und unbeschreibbar, er ist das pure Sein, das pure Leben, er IST einfach. Kommt dir das nicht bekannt vor?“
„Ja, religiöse Lügen!“
„Nein Vater! Der Astralfluss. Du hast ihn so sehr verwundet, dass es diesen Vertretet hier erschaffen hat“ sagte Amelia und deutete dabei auf Ya, „Hier, wenn du so willst, steht Gott direkt vor dir und du bedrohst ihn mit einer Waffe?! Du bist vollkommen übergeschnappt!“
„Dieses Ding ist nicht Gott!“ rief Enlil wütend.
„Und du bist nicht mehr mein Vater, den ich mal kannte. Du hast soviel Scham, Schuld und Sühne auf mich geladen mit deinen Aktionen...du hättest das alles nicht tun dürfen. Es muss hier und jetzt aufhören Vater, hier und jetzt“
Amelia griff rasch zur Waffe auf dem Schreibtisch und nahm sie auf, sie fest in der Hand haltend und überlegend.
„Hier und jetzt“ sagte sie noch einmal.
„Was soll das?! Willst du mich jetzt erschießen?! Meine eigene Tochter, nur, weil ein Außerirdischer dir einredet, er sei Gott?!“
Amelia blickte zu Boden und atmete ruhiger als noch vor einigen Momente. Sie sammelte sich innerlich und konzentrierte sich auf all das, was sie gerade erfahren hatte. Dann traf sie einen Entschluss.
„Du hättest mich niemals ins Leben zurückholen sollen. Nicht für diesen Preis.“ sagte sie, als sie die Waffe hob und abdrückte.
Entsetzt und vom Schock getroffen blickte Enlil auf Amelia und versuchte den Schmerz zu unterdrücken, den er jetzt gerade spürte. Er sah seine Tochter kurz zufrieden und erlöst lächeln, als diese zur Seite hin umkippte und Blut aus ihrem Kopf schoss.
Amelia hatte sich selbst erschossen.
Enlil ließ seine Waffe fallen und sank auf die Knie, unfähig nun noch etwas zu fühlen. Er fühlte sich komplett leer und ausgelaugt, als hätte ihm etwas die Seele herausgerissen. Das Blut seiner Tochter verbreitete sich rasch im Zimmer und erreichte schließlich Enlil, der daraufhin für einige Momente regungslos in der Blutlache sitzen blieb. Die ganze Zeit über stand Ya einfach nur da und blickte Enlil an.
Schließlich blickte Enlil auf und sah Ya in die Augen.
Er nahm die Waffe vom Boden auf und ging fast wie in Trance aus dem Raum, mit jedem Schritt einen blutigen Abdruck seiner Schuhe hinterlassend.
Nach wenigen Minuten erreichte er die Kommandobrücke des Sephiroth woraufhin entsetzte Elohim anstarrten.
Jemand erkundigte sich nach Enlils Wohlbefinden und woher das ganze Blut käme, doch Enlil nahm überhaupt nichts mehr war. Er fühlte sich leer und unteilnahmslos an seiner Umwelt. Ihm war nun alles egal und nur noch eines wichtig.
Er schritt zur Kontrolleinheit und aktivierte einige System, als ein Elohim dies merkte und mit raschen Schritten auf Enlil zuschritt.
„Was machst du da, Enlil, bist du wahnsinni...?!“ brachte er hervor, bevor Enlil rasch seine Waffe hob und den Elohim erschoss. Die anderen hielten daraufhin einen gebührend Respektabstand von ihm.
Als alles fertig eingegeben war, aktivierte er die Änderungen und fühlte sich erleichtert und zum ersten Mal in seinem Leben, seit der Zerstörung von Eridu, wieder wie ein Elohim.
Die 5 Hyperthalions sprengten kurze Zeit daraufhin ihre AF-Ringe ab und nahmen ihre Originalarbeit wieder auf: die der Zerstörung.
Riesige Energiemengen an Astralflussenergie trafen die Hyperthalions, die sich daraufhin aufluden und kurze Zeit daraufhin 5 konzentrierte Höllenstrahlen auf die Antimateriekugel abfeuerte.
Wie Asche zu Asche und Staub zu Staub explodierte die Antimateriekugel in einem riesigen Knall und riss das Sephiroth samt allen Raumschiffen der Elohim im Umkreis von 2 Lichtjahren in den Tod. Ein einziger Planet wurde dabei auch zerstört, die Elohimkolonie Tri'Pal.
Einzig und allein Ya blieb nach der Zerstörung übrig, frei im Raum schwebend, kurz blinzelnd und sich dann auf den Weg machend, um die restlichen Reperaturen in Virgo zu unternehmen.

Krake

Das Meeresfrüchtchen

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