Clara und James

Planet Ontaria

James und Clara hatten sich vor 2 Wochen zufällig in einer Bücherei kennengelernt.
Sie waren aneinandergestossen, als sie Bücher des selben Autoren suchten, der nicht von sehr vielen Menschen gelesen wurde. Deshalb kamen sie rasch ins Gespräch und Clara fiel sofort das bezaubernde Lächeln und der Charme von James auf. Sie war mehr als glücklich darüber, dass James es nicht bei dieser zufälligen Begegnung belassen wollte und sie spontan auf einen Café am nächsten Tag einlud. Telefonnummern wurden ausgetauscht und Clara ging mit einem fröhlichen Gefühl nach Hause, dass nur leicht von einem anderen Gefühl in ihrer Bauchgegend gedämpft wurde. Sie musste es ihm rechtzeitig sagen, doch nicht jetzt. Zuerst einmal abwarten, was sich noch ergeben würde.
Das Cafétrinken stellte sich als bezauberndes Erlebnis dar. Zwar teilten sich James und Clara nicht immer die selbe Meinung, dennoch gab es genug Gemeinsamkeiten der Beiden, die zu mehr führen könnte. Ein Knistern war beinahe in der Luft zu spüren, als sich die Blicke der Beiden trafen und sie sich in seinen schönen, tiefgründigen blauen Augen verlor. So, wie James Clara anlächelte, war sie sicher, dass er dies ebenso sah. Deshalb schlug sie spontan einen Besuch im Kino vor und James willigte freudig ein.
Der Film war im Endeffekt doch nur mittelmäßig, doch das Halten von James Hand, das gemeinsam konsumierte Popcorn und das Flüstern von Filmkritiken ins Ohr des anderen machte das Ganze wieder wett. Der abschließende Verabschiedungskuss ließ Clara auf Wolke 7 nach Hause schweben und ihre beste Freundin anrufen, der sie sogleich vom neuen wunderbaren Mann in ihrem Leben ausführlich erzählen musste.
Als die Freundin fragte, ob sie „es“ ihm schon gesagt hätte, verneinte Clara leicht betrübt und nahm sich vor, das beim nächsten Treffen zu tun.
Das nächste Treffen kam und Clara beichtete ängstlich James, dass sie derzeit schwanger sei, von einem anderen Mann, der sie kurz darauf verlassen hatte. Sie erzählte ihm von ihrer Angst, dass er ihr nun böse sei oder sie nicht mehr mögen würde. Dass sie aufgrund ihrer Schwangerschaft und des späteren Kindes nie wieder einen Mann finden würde, da sie schon „vorbelastet“ sei. Mit zitternden Knien hatte sie sich erwartet, dass James sofort weglaufen und sie verlassen würde, doch er nahm sie nur liebevoll in die Arme, küsste sie auf eine Wange und meinte, dass sei überhaupt kein Problem.
Erneut glücklich saß sie heute bei James, der ein Abendessen für sie vorbereitet hatte. Sie hatten noch keinen Geschlechtsverkehr gehabt und Clara erwartete sich viel von diesem angebrochenen Abend, da sie langsam an Sexentzug litt. Auch eine schwangere Frau, die kurz nach dem Bekanntwerden der Schwangerschaft ihre 2jährige Beziehung in Trümmern sehen musste, hat gewisse Bedürfnisse. Wenn es nach ihr ging, durfte James diese ruhig befriedigen. Und dann nochmals und nochmals. Sie hatte es sich verdient.
Nach einem köstlichen Fischgericht plus passendem Rotwein tat dies James auch, als sich Clara verführerisch an ihn gekuschelt hatte. Nach dem Sex lagen beide noch glücklich strahlend auf dem Bett und als Clara wieder ging, begleitete sie James noch zur nahegelegenen Busstation, ganz gentleman-like.
Als der Bus ankam, küsste Clara James innig und hauchte ihm ein „Ich liebe dich“ ins Ohr, dass James prompt mit einem „Ich dich auch“ erwiderte und ihr, bei der Station stehend, nachwinkte, als sie den Bus betrat.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in James breit.
Er stand noch einige Momente an der Busstation, bis er sich wieder auf den Heimweg machte, diesmal jedoch eine andere Route durch ruhige, unbelebte Seitengassen nahm.
Als es dunkel genug für ihn war und er sich sicher war, dass ihn niemand sah, hockte er sich zitternd auf den Boden und begann heftig zu weinen. Ekelhafte und widerwärtige Emotionen, die er sich niemals bei sich selbst vorstellen hätte können, durchbrachen jegliche innere Abwehr und strömten als salzige Flüssigkeit aus seinen Augen. Er kam sich schäbig und dreckig vor. Niemals zuvor musste er so etwas tun und hätte er gewusst, wie es sich danach anfühlen würde, hätte er ganz sicher NEIN gesagt zu alledem.
„Nein Enlil, das mache ich nicht!“ hätte Enki alias „James“ seinen Bruder anbrüllen sollen, ging ihm hier in dieser einsamen Gasse durch den Kopf.
Finde Amelia und bring sie mir wieder! Natürlich Enlil, immer doch. Das macht man ja so einfach, jemanden zu ermorden. Zwar ging es leichter mit der Zeit, aber dennoch war es schwer.
Wie wollen Sie denn gern ihre Leiche, Herr Enlil?
Erstochen? Erschossen? Ertränkt? Enthauptet? Pulverisiert? Vergiftet? Erdrosselt?
Oder, ha!, soll ich ein Ungeborenes mit einem Toxin im Wein töten, nur, weil der werte Herr Enlil nicht weiter denken konnte, als die Sonne seinen Schatten wirft, und er in einem genialen Zufall die Seele seiner Tochter vor Kurzem selbst getöteten hatte, die sich vormals lebend in einem Staat namens Papua Neuguinea auf dem Planeten Erde befunden hatte?! Doch halt, der werte Herr hat den Planeten ja in die Luft gejagt, somit die Seele seiner Tochter befreit, die jedoch rasch wieder in das ungeborene Kind von Carla gewandert war.
Ja Enki, töte mir einfach das Leben in dem Amelia sich gerade aufhält.
Mir egal, wo es ist!
Ich weiß Bruder, du hast auch nie nachgefragt und mich einfach wochenlang suchen lassen. Natürlich ist es in einem ungeborenen Baby, wenn du Amelia vor Kurzem selbst unabsichtlich getötet hast! Es mag simpel sein, etwas auszulöschen, dass man nie gesehen hat. Immerhin ist es ja noch ungeboren! Trotzdem hatte Enki gerade nicht nur ein Leben, sondern zwei Leben zerstört. Eines, dass nie eine Chance gehabt hatte „Nein ich will nicht sterben“ oder „Hilfe!“ zu rufen und ein weiteres, dass sein ganzes Vertrauen in den „ehrlichsten und aufrichtigsten Mann, den ich bis jetzt kannte“ gesetzt hatte und nun einen vergifteten Wein getrunken hatte, der ihr einziges Baby töten würde. Es wird mit Blut ausgewachsen werden, eine Art verstärkte Regel, noch bevor es sich richtig eingenistet hat in der Welt, es wird vermutlich unbeabsichtigt in einer Toilette und dann im Abwasserkanal landen, weil das Zellwachstum des Fötus noch zu gering ist, als dass die Mutter irgendetwas bemerken könnte. Ob es schon Schmerzen spüren wird können?
Unfassbar...schrecklich. Enki hatte ein Ungeborenes getötet. Er hatte eine werdende Mutter mit Hoffnung belogen. Ein unheiliger Tausch eines Nachkommen für den anderen, damit Enlil in seinen Wahnvorstellungen oder was den Mann plagen glücklich mit seiner Tochter über Blumenfelder tanzen konnte.
Doch diese Blumenfelder waren getränkt mit Blut aus dem Uterus.
Dem Zentrum für Leben, dass nun zu einem Zentrum des Todes wurde, nur, damit dieses Blut ein weiteres Leben erzeugen kann.
Enki blieb noch sitzen auf dem staubigen Asphaltboden, da er seiner Meinung nach nicht mehr verdiente. Unsichtbares Blut klebte an seinen Händen und er hoffte, in der Nacht nicht vom Geräusch von weinenden Babys hochgerissen und an seine Sünde erinnert zu werden. Jeder andere Auftragsmord...man konnte sich einreden, dass die Person zumindest etwas Schlimmes getan hatte, wofür sie zu sterben verdient hätte.
Doch Claras Baby...sein einziger Fehler war, die Seele der Tochter eines Größenwahnsinnigen zu haben.
Enki wurde schlecht und er übergab sich, als er weiter über alles nachdachte. Er wollte auf kein Eridu mehr zurückkehren, auf dem vielleicht bekannt werden würde, was er hier getan hatte. Nicht einmal die Elohim schätzten Mord an Ungeborenen zum Wohle des Ganzen in irgendeiner Art und Weise.
Enki würde nach Sephiroth fliegen und dort mit seinem Bruder ein ernsthaftes Wort reden müssen und dabei aufpassen, ihn nicht den Hals umdrehen zu wollen.
Hol mir meine Tochter wieder, Enki!
Fahr doch zur Hölle, Enlil...ich warte dort bereits, mit Blut an meinen Händen.

Krake

Das Meeresfrüchtchen

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