Das Wunder

Die Krönungszeremonie am Platz des Friedens begann mit einer erzwungen wirkenden Rede eines mardischen Abgeordneten, der die generelle Billigung und Hochachtung vor dem eridanischen Königshaus durch den Planeten Marduk aussprach. Der Mann wirkte eher unsicher, da ihm an die 5.000 Eridaner zuhörten, die nichts lieber getan hätten als den Vertreter der Besatzer am nächstenbesten Baum aufzuknüpfen, frei nach dem Motto "Sie sollten nicht zu sehr an Ihren Eingeweiden hängen, denn Sie werden bald an Ihren Eingeweiden hängen".
Eine erhöhte und mit eridanischen Symbolen reich verzierte Plattform wurde 20 Meter entfernt vom Heavengate aufgebaut, auf der die eigentliche Krönung Benelohs stattfinden sollte. Vorher mussten er und sein Vater Enkidu einen langen Teppich entlanggehen, der nun aufgrund von Uneinigkeiten der Designer aus mehrere, farblich unterschiedlichen Teilabschnitten bestand.
Am Himmel waren die drei Sonnen Eridus zu sehen und an den Seiten des langen Teppichs standen traditionell gekleidete, eridanische Soldaten, bewaffnet mit Eridus traditionelle Waffen (einer Lupe, extrem gefährlich bei drei Sonnen und einem Spiegel, um das Licht auch noch um Ecke leiten zu können).
"Nun ist es soweit, mein Sohn" sagte Enkidu zufrieden zu seinem Sohn "nun wirst du zum König gekrönt, bevor mir noch etwas passiert, alles nach alter Tradition."
"Ja, nur bringt es nichts, mit einer Besatzung" antwortete ihm Beneloh und warf dabei einen Blick auf die zwei einsamen, mardischen Wachen in der Nähe des Heavengates, die argwöhnische Blicke auf die 5.000 Eridaner warfen.
"In solchen Zeiten ist es unsere Aufgabe als Könige, einen klaren Kopf zu bewahren und das Beste für das Volk von Eridu zu verhandeln" beschwichtigte Enkidu die durchaus berechtigten Einwände seines Sohns, als beide, begleitet von eridanischer Musik, begannen loszugehen.
"Klarer Kopf, ja...weißt du Vater, irgendwie sehe ich in letzter Zeit transparente Mädchen. Vielleicht ist es nicht so gut, mir jetzt schon die Regierungsgeschäfte anzuvertrauen."
Enkidu lächelte kurz und erklärte seinem Sohn, dass es normal sei in seinem Alter, sich die Kleidung der jungen Frauen etwas transparenter vorzustellen.
"Doch nicht so Vater!" entfuhrt es Beneloh, als dieser errötete, "ich meine ein wirklich transparentes Mädchen, wie ein Geist zum Beispiel".
"Oh...das ist natürlich etwas anderes. Und das klingt garnicht gut mein Sohn, warst du schon bei einem Arzt? Siehst du sonst noch seltsame Dinge oder ist da sonst noch etwas, das ich jetzt erfahren sollte?" sagte Enkidu besorgt.
"Nun, sie hat zu mir gesprochen und meinte, ich solle sie beim Zohar treffen und als Beweise würde sie mir heute das Heavengate aktivieren" lächelte Beneloh.
"Oh? Das Heavengate aktivieren?" antwortete ihm Enkidu besorgt.
"Ja, totaler Quatsch"
"Ähm. Weißt du Sohn, nach der Zeremonie werde ich dich dann in einige Geheimnisse des Königshauses einweisen, aber ich glaube ein Geheimnis kann ich schon jetzt preisgeben. Das Heavengate..." begann Enkidu und wurde in dieser Sekunde vom erstaunten Raunen von 5.000 Eridanern unterbrochen.
"Was ist denn da los?" fragte Beneloh und sah, dass sich die meisten Menschen erschrocken zur Krönungsplattform gedreht hatten. Als er dorthin blickte, fiel ihm nichts besonderes auf, doch als er etwas hinter die Plattform blickte, sah er, dass ein Teil des Wasserrings auf einmal die Farbe gewechselt hatte und nun ein grünes Licht ausstrahlte.
"Das wollte ich gerade erwähnen" sagte Enkidu, selbst staunend auf das Heavengate blickend, "der Grund wieso die ehemalige Religion heute eine verrufene Sekte ist, ist der, dass niemand mehr wusste wie das Heavengate funktioniert und man es als Humbug abtat. Aber unsere Familie weiß, ganz sicher, dass es einmal funktioniert hat."
"Und...was macht es da jetzt? Und...das führt wirklich zu Gott in den Himmel?" sagte Beneloh erschrocken, als das Heavengate begann einen weiteren Teil seines Wasserrings grün zu färben.
"Ich habe keine Ahnung, ich dachte es sei kaputt gegangen oder sonst irgendetwas." antwortete ihm Enkidu.
Phyll bahnte sich einen Weg durch die Menge und lief zu Beneloh. Er erkundigte sich, ob er die Zeremonie abbrechen solle, doch Beneloh verneinte dies, als ein drittes Segment grün gefärbt wurde.
"Hier ist dein Beweis" sagte plötzlich eine weibliche Stimme in seinem Kopf.
In diesem Augenblick färbte sich ein 4. Teil des Rings golden und die Luftmoleküle zwischen dem Ring wussten nicht wie ihnen geschah, als sie kurzerhand von einer mysteriösen Kraft dazugezwungen wurden, sich in die Struktur eines soliden und harten Metalls umzuwandeln, dass nun den Ring aus Wasser ausffüllte.
Die zwei mardischen Wachen, die direkt neben dem Heavengate standen, blickten sich gegenseitig an, und schienen ein wortloses Gespräch zu halten:
"Was sollen wir jetzt tun?"
"Das Gebiet sichern?"
"Hast du einen Knall? Das sind mindestens 5.000 Leute hier?!"
"Aber das Ding da, wir können ihnen das nicht überlassen...hey wo läufst du hin?! Hey, warte auf mich!"
und beide rannten hinfort. Zwar konnte man 5.000 Leute mit überlegenen Schusswaffen zuzweit gut im Zaum halten, doch 5.000 Leute deren ihre Glaube an ein Wunder geweckt wurden, an ein Zeichen für die Rettung Eridus, die dann bloß zwei Feinde nahe dem Wunder stehen sahen...da lief man besser weg.
"Was soll ich jetzt machen?" sagte Beneloh und hoffte, dass seine nun mehr real scheinende Halluzination ihm eine Antwort darauf sagen würde.
"Ich weiß nicht?!" antwortete ihm Phyll verwirrt, doch eine Stimme in seinem Kopf sagte "Lauf einfach darauf zu"
"Aber das sieht mir sehr solide aus, wie...Metall?" fragte Beneloh weiter.
"Das ist schon richtig so, es ist offen, auch wenn es geschlossen aussieht. Lauf einfach so rasch du kannst auf die Metallscheibe zu."
"Metall, wovon redest du Beneloh?" sagte Phyll verwirrt.
"Nun gut" dachte sich Beneloh und begann so rasch er konnte auf das Heavengate zuzulaufen. Zwar war er noch immer stark verwirrt was hier eigentlich vor sich ging. Er wusste kaum, was das Mädchen von ihm wollte, er wusste kaum, was passieren würde wenn er es nicht tat. Er wusste bloß, dass gerade ein Wunder vor seinen Augen geschehen war und er nun die Chance hatte, daran teilzuhaben.
"Warte!" rief ihm Phyll hinterher und folgte ihm so rasch er konnte.
Enkidu, seinen laufenden Sohn betrachtend und dies als eine viel interessantere als die eigene Krönungszeremonie einstufend, deutete zu einem der besonderen Elitesoldaten zum Schutz des Königshaus und befahl ihm mit einer Handgeste seinem Sohn zu folgen und auf ihn aufzupassen. Oder, ihn zumindest einen Arzt zurufen, so rasch wie sein Sohn auf eine solide Metallwand zuhielt.
"Das...was mach ich hier eigentlich?!" dachte sich Beneloh im Laufen und hoffte, das Mädchen würde es hören, "ich mein,...ich hab keine Ahnung was hier vor sich geht und dennoch laufe ich auf eine Metallwand zu...das ist doch verrückt!"
"Du musst jetzt hindurch, oder deine Ankunft hier wird wohl zu spät sein. Du willst doch nicht deinen Planeten opfern, nur wegen Zweifel?" hörte er die Stimme.
"Im Moment" antwortete ihr Beneloh geistig, "sieht es eher so aus als würde ich die Gesundheit meines Schädels opfern für ein Wunder" als die Metallplatte immer näher kam.
Marccu, der Elitesoldat dem befohlen wurde auf Beneloh aufzupassen, holte aufgrund seines Fitnesstrainings rasch auf und erreichte die Gruppe knapp bevor Beneloh und Phyll im vollen Lauf gegen die Metallplatte knallten.
Ein mitfühlendes Raunen ging durch die Menge, als sich plötzlich hinter der Metallplatte ein rot schimmernder, gen Himmel weisender Tunnel bildete und die bewusstlos auf den Boden zusammensackenden Beneloh und Phyll diesen nicht erreichten, sondern auf einmal verschwanden und zwei helle Punkte sich rasend schnell den Tunnel entlangbewegten.
Auch Marccu konnte das noch sehen und dachte sich, kurz vor dem Auftreffen seines Körpers auf die Platte, dass dies sehr unangenehm werden würde.
Wie er dann merkte, war das noch untertrieben.
Und die Welt um ihn herum wurde schwarz.

Krake

Das Meeresfrüchtchen

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